Sie nennen sich „Letzte Generation“. Ihr Ziel: Kampf dem Klimakollaps mit europaweiten Extrem-Aktionen.
Wien/Graz. Erst legten sie in Wien die Hauptverkehrsstraßen lahm, gestern erreichte der Klimaprotest die Bundesländer: Eine Gruppe der „Letzte Generation“-Aktivisten brachte den Frühverkehr auf dem Joanneumring im Zentrum von Graz zum Stillstand, nervte Hunderte Autofahrer im Frühverkehr. Eine der Aktivistinnen, die 25-jährige Psychologiestudentin Anja Windl, sagt, weshalb sie sich im Frühverkehr auf die Straße klebt: „Wir sind verzweifelt, weil unsere Regierung nicht einmal die einfachste aller Maßnahmen umsetzt – Tempo 100 auf der Autobahn.“
Wirtschaftsbund: »Beendet Klebewahnsinn«
Beschimpft. Die Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ sorgen seit Wochen mit Extremaktionen europaweit für Aufsehen. Sie kleben sich mit ihren blanken Händen an Straßen oder wertvolle Bilderrahmen in Museen. Werden beschimpft, festgenommen, abgestraft. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger ist erzürnt: „Es kann nicht sein, dass die hart arbeitende Bevölkerung Woche für Woche am Weg zur Arbeit schikaniert wird. Das hilft nicht der Umwelt, sondern gefährdet Menschenleben“, so er: „Der Klebewahn muss ein Ende haben.“
Auch Lena Schilling, Österreichs bekannteste Klimaaktivistin, kritisiert im profil: „Diese Aktionsform trifft Menschen, die keine Entscheidungsmacht haben.“ Caroline Thurner, Hauptaktivistin der „Letzten Generation“ in Österreich, sieht das anders. Die 52-jährige Mutter ist Biochemikerin. Mehrmals wurde sie bereits festgenommen. Sie sagt: „Bisher blieben alle unsere Aktionen gewaltfrei. Wir haben noch nie etwas kaputtgemacht.“
Es bleibe aber keine Zeit mehr: „Es geht für uns alle ums Überleben.“ Nur ziviler Widerstand bringe Veränderung: „Wir sind die letzte Genration, die etwas gegen den Klimawandel tun kann.“
Klebe-Aktivistin: "Es geht ums Ganze"
Caroline Thurner, 52, Chemikerin, Chef-Aktivistin der „Letzten Generation“.
ÖSTERREICH: Warum blockieren Sie Straßen im Frühverkehr?
Thurner: Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt, und die letzte, die etwas dagegen tun kann. Wir sind verzweifelt, weil unsere Regierungen nichts tun, deshalb kleben wir.
ÖSTERREICH: Gehen Sie mit Ihren Klebe-Aktionen nicht zu weit?
Thurner: Es geht ums Ganze. Wir werden 2050 3,5 Milliarden Menschen auf der Welt haben, die nirgends mehr leben können. Das ist es doch, was uns wirklich aufregen sollte! Wollen wir die Generation sein, die es verursacht hat, dass 3,5 Milliarden keinen Platz zum Leben mehr haben?