Die Schülervertreter rufen per Handy wegen der Kürzung der schulautonomen Tagen zum Streik auf.
Die Bundesschülervertretung hat in einer Sitzung am Dienstag beschlossen, am Freitag (24.4.) um 10 Uhr vor dem Parlament gegen die zwischen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) und der Lehrer-Gewerkschaft vereinbarte Streichung der schulautonomen Tage zu demonstrieren. Gleichzeitig kursiert eine Ketten-SMS unbekannter Herkunft, in der Schüler aufgefordert werden, am Freitag "nicht in die Schule zu kommen".
Proteste vor GÖD
Ein Dutzend Aktivisten der Aktion
Kritischer Schüler (AKS) und der Sozialistischen Jugend (SJ) protestierten
bereits am Mittwoch vor der Zentrale der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
(GÖD) in Wien-Innere Stadt auf den Protesttag am Freitag ein. Die Kritik der
Schüler- und Jugendvertreter richtete sich vor allem gegen die Einigung
zwischen Regierung und Gewerkschaft und die Streichung der schulautonomen
Tage. Namentlich angeprangert wurden GÖD-Chef Fritz Neugebauer und
Vizekanzler Josef Pröll (V). Die Aktivisten waren schwarz gekleidet -
"weil die ÖVP schwarz ist", so ein Demonstrant - und mit einer schwarz
lackierten Spitzhacke bewaffnet - "als Zeichen für das Hackl, das man uns
ins Kreuz haut".
Mulitmediale Mobilisierung
Bundesschulsprecher Nico Marchetti
hofft, dass sich dem Beschluss der überfraktionell besetzten
Bundesschulvertretung auch die Schülerorganisationen (Schülerunion; SP-nahe
Aktion Kritischer Schüler AKS) anschließen werden. Die
Bundesschülervertretung werde nun beginnen, per SMS, Mail und Internet
Jugendliche zu mobilisieren.
5-6.000 Teilnehmer in Wien erwartet
Aufgrund der Stimmung unter
den Schülern rechnet Marchetti mit 5.000 bis 6.000 Teilnehmern in Wien.
Möglicherweise könnte es auch in anderen Bundesländern Aktionen geben.
Streik-SMS
Unterdessen geisterte am Dienstag ein ominöser Aufruf
für einen Schülerstreik, der ebenfalls am Freitag stattfinden soll, per SMS
durch Österreich. "Sollten WIR Schüler unsere freien Tage wegen
eines Streits zwischen Lehrer und Politiker nehmen lassen? Nein! Am Freitag,
den 24. April 2009 bleiben die Bänke leer, für unsere Freizeit! Schickt
diese SMS weiter durch Österreich", heißt es in der
Textnachricht. Wer hinter der Aktion steht, ist nicht bekannt. Die
Schülerunion selbst hat laut eigenen Angaben nichts damit zu tun, auch die
AKS distanziert sich.
In einer Mail erklärte "die Schülergemeinschaft", dass alle Schüler mittels einer Ketten-SMS aufgefordert wurden, am Freitag nicht in die Schule zu kommen. Der Kompromiss zwischen der Lehrer-Gewerkschaft und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) sei nicht akzeptabel, "wir fordern, dass die Schulautonomen-Tage wieder eingeführt werden".
Schüler halten an PISA-Boykott fest
Bundesschulsprecher
Nico Marchetti von der VP-nahen Schülerunion begründete den Boykott mit der
Abschaffung von schulautonomen Tagen, die in der Einigung fixiert sind. Die
Bundesschülervertretung berät derzeit in einer Sitzung über "mehrere
Maßnahmen" abseits des PISA-Boykotts.
"Frechheit"
"Die Einigung ist für Schüler eine
Frechheit", sagte Marchetti. "Wir überlegen noch weitere Maßnahme,
weil wir uns sicher nicht die Ferien kürzen lassen für einen Streit, den wir
nicht zu verantworten haben." Aus seiner Sicht ist der Wegfall von je
nach Schultyp vier bzw. fünf schulautonomen Tagen, an denen die Schüler
bisher frei hatten, ein "wesentlicher" Einschnitt in die Ferien. "Wir
sind schließlich nicht nur Schüler, sondern auch Jugendliche, die etwas vom
Leben haben wollen".
Die Lehrer können aus Marchettis Sicht hingegen gerne an den schulautonomen Tagen arbeiten, "sie sollen in dieser Zeit Fortbildung machen". Formal sind die schulautonomen Tage für Lehrer schon jetzt Arbeitstage, die sie zur beruflichen Weiterbildung bzw. gemeinsam mit dem Direktor für Schulentwicklung nutzen sollten.