Krawall in Wien
Am Freitag wieder Antifa-Demo in Favoriten
07.07.2020
''Bündnis Antifaschistische Solidarität": Kein ethnischer Konflikt, sondern inhaltlicher - "Demokratie gegen faschistische und reaktionäre Ideologien''.
Wien. Nach den Auseinandersetzungen bei Demonstrationen in Wien-Favoriten ist für kommenden Freitag erneut eine linke Kundgebung angekündigt. Man wolle sich gegen faschistische Umtriebe stellen, erklärten Vertreter des "Bündnisses Antifaschistische Solidarität" bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Ende Juni war es in Wien-Favoriten zu Angriffen türkischer Nationalisten und Rechtsextremer auf Demonstrationen von Linken und Kurden gekommen, von beiden Seiten wurden unter anderem Glasflaschen, Böller und Pflastersteine geworfen. Neben Sachbeschädigungen gab es auch mehrere Verletzte, darunter sieben Polizisten. Ausgangspunkt war eine Protestkundgebung gegen Frauenmorde gewesen.
Dabei sei es auch zu Mord- und Vergewaltigungsandrohungen gekommen, berichtete Emma Roth von der "Initiative Frauenstreik" bei der Pressekonferenz. Mamo Mirzani, ein Sprecher des Bündnisses, sprach von einem "neuen Höhepunkt der Gewalt" gegen das demokratische Versammlungsrecht. Bei den Angreifern auf die an mehreren Tagen folgenden Demonstrationen habe es sich um rechtsextreme "Graue Wölfe" und Erdogan-Anhänger gehandelt, die auch islamistische Parolen gerufen hätten. Die "aggressive Diaspora-Politik der türkischen Regierung" leiste hier ihren Beitrag.
Politisch und medial werde vielfach das "Strickmuster Türken gegen Kurden" verwendet, kritisierte Selma Schacht, eine der Organisatorinnen der linken Demonstrationen. Vielmehr seien das aber "inhaltliche Konflikte zwischen Demokratie, Freiheit und Frauenrechten gegen faschistische und reaktionäre Ideologien". Nicht nur "Graue Wölfe" hätten angegriffen, am gestrigen Montag hätten etwa auch die rechtsextremen "Identitären" ein Plakat am Ernst-Kirchweger-Haus, einem Treffpunkt der linken Szene, entrollt. Als Bündnis aus verschiedensten Vereinen wolle man sich gegen jegliche faschistischen Umtriebe stellen.
Einmal mehr will man deshalb auf die Straße gehen: Am kommenden Freitag um 18.00 Uhr findet eine Demonstration gegen Faschismus, Rassismus und Frauengewalt statt, die vom Columbusplatz in Favoriten stadteinwärts zum Karlsplatz ziehen soll.
Dass die Bundesregierung gegenüber dem türkischen Botschafter dessen Bezeichnung der linken Demonstranten als Terrorsympathisanten scharf zurückgewiesen hat, begrüßt das Bündnis. Skeptisch ist Mirzani, was den angekündigten runden Tisch mit Organisationen und Vereinen betrifft. Man verwehre sich nicht dem Dialog, bisher sei aber unklar, wer tatsächlich eingeladen werde. Noch vor Abschluss der Ermittlungen faschistische Organisationen mit den Angegriffenen an einen Tisch zu setzen, werde man aber nicht akzeptieren, meinte Mirzani.