Nach der ersten bundesweiten Wahl unter Andreas Babler kommt die SPÖ nur auf Platz 3. Einen ZIB-Auftritt bei Armin Wolf hat Babler am Montag abgesagt.
Als SPÖ-Chef hätte Andreas Babler die Sozialdemokraten bei der EU-Wahl pushen sollen, so hofften zumindest viele Rote. Stattdessen wurde es am Sonntag nur der dritte Platz, hinter FPÖ und ÖVP. Babler nannte das Ergebnis am Wahlabend "stabil", erste rote Granden, wie etwa Doskozil, meldeten sich bereits kritisch zu Wort.
Auftritt am Montag abgesagt
Andreas Babler hat einen Auftritt in der ZIB2 bei Moderator Armin Wolf am Montagabend abgesagt. Wolf erläuterte: "Gestern haben wir mit Harald Vilimsky (FPÖ) über das Wahlergebnis gesprochen. Und auch mit ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker."
"Heute wollten wir über die Situation der SPÖ sprechen nach der ersten Wahl unter dem Vorsitz von Andreas Babler. Aber der Parteichef hat uns leider abgesagt", stellte Wolf in der ZIB2 klar.
Lange Liste an SPÖ-Absagen
Abgesagt haben neben
- Andreas Babler ebenfalls
- seine Stellvertreterin Eva-Maria Holzleitner
- Klubchef Philip Kucher
- und die Landesparteichefs Doskozil
- Kaiser und
- Dornauer.
Stattdessen begrüßte ZIB-Moderator Wolf den SPÖ-Kenner Josef Kalina, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der SPÖ und Kommunikationsberater.
Mit folgenden launigen Worten startete ihr Interview: "Herr Kalina, wir wissen beide nicht, was sich Pamela Rendi-Wagner gestern Abend gedacht hat, aber "Das hätt' ich auch zamm'bracht" wäre vermutlich nicht ganz falsch."
Kalina sprach an, dass die SPÖ ein Mobilisierungsproblem habe und viele Wähler einfach zuhause geblieben sind und gar nicht gewählt haben.
Regierungsparteien verlieren 600.000 Stimmen - SPÖ gewinnt nichts dazu
"Andreas Babler ist jetzt schon ein Jahr SPÖ-Chef", sagte Wolf. Und brachte dann den Zahlen-Hammer.
Die beiden Regierungsparteien haben am Sonntag zusammen fast 600.000 Stimmen verloren. Und als einzige Oppositionspartei gewinnt die SPÖ keine Stimmen dazu, sondern verliert auch noch 80.000 Stimmen. Was ist da los?
Die SPÖ habe keine klare Antwort auf die Herausforderungen durch die Zuwanderung, sagte Kalina. Das sei ihr Hauptproblem.
Babler-Effekt ist ausgeblieben
Der Babler-Effekt ist ausgeblieben bei der EU-Wahl am Sonntag. Dabei war die Sehnsucht groß, mit Andreas Babler nach den turbulenten Jahren zu Einheit und Erfolg zurückzukehren.
Seit der Nationalratswahl 2006 war es stetig bergab gegangen mit der SPÖ: 2008 rutschte die Partei erstmals unter die 30-Prozent-Marke. Es folgte bei der EU-Wahl 2009 der bisher größte Absturz von 9,6 Prozentpunkten auf das historisch schlechteste Ergebnis bei einer Europawahl von 23,74 Prozent, das nun nochmals unterboten wurde. Die Nationalratswahl 2013 (26,82 Prozent/-2,44) brachte weitere Verluste.
Auch Hoffnungsträger Christian Kern, der die Partei und die rote Kanzlerschaft 2016 übernahm, konnte die Partei nur auf niedrigem Niveau stabilisieren. Bitter für die Partei war, dass sie bei der Nationalratswahl 2017 mit 26,86 Prozent (+0,04) den ersten Platz an die ÖVP verlor und auf die Oppositionsbank wechseln musste.
Nach dem chaotischen Abgang Kerns im Herbst 2018 ging es im Folgejahr weiter bergab.
Nach der Übernahme des Parteivorsitzes durch Pamela Rendi-Wagner erreichte die Partei ihren Tiefpunkt im Jahr 2019, als sie bei der Nationalratswahl mit 21,18 Prozent das historisch schlechteste Ergebnis einfuhr. Platz 3 hinter der FPÖ blieb ihr nur erspart, weil dieser Ibiza- und Spendenaffäre schwere Einbußen bescherten. Anders als die ÖVP unter Sebastian Kurz konnte die SPÖ nicht davon profitieren.
Führungsdebatte bei den Roten
Nach herben Verlusten bei den Landtagswahlen in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg eskalierte die Führungsdebatte vergangenes Jahr und der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil preschte mit der Forderung nach einem Mitglieder-Entscheid vor.
Vor einem Jahr Wahldebakel mit Nachzählung: Schwerer Start für Babler
Der interne Dreikampf zwischen Rendi-Wagner, Doskozil und Babler lähmt die Partei monatelang und endete in einer chaotischen Abstimmung, bei der zunächst Doskozil als neuer Parteichef ausgerufen wurde und erst eine Nachzählung zwei Tage später das richtige Ergebnis brachte: der denkbar schlechteste Start für Babler.
Seitdem ist es ihm gelungen, die Partei zumindest zu stabilisieren, den Turbo zur Realisierung seiner "Reformkanzlerschaft" nach der Nationalratswahl im Herbst muss er aber noch zünden.