Androsch lud 120 Experten zum ersten Schul-Gipfeltreffen nach Wien.
120 Teilnehmer, unterteilt in 24 kleine Gruppen mit jeweils fünf Bildungs-Expert(innen) an einem Tisch, ein Dutzend professionelle Moderatoren. In zwei Runden wurde am Montag von 14 bis 19 Uhr im Wiener Museumsquartier intensiv über die Bildungs-Zukunft unserer Kinder und die Grundlagen des Androsch-Volksbegehrens gearbeitet, diskutiert und getüffelt.
Teilgenommen haben an der größten privaten Bildungskonferenz, die es in Österreich jemals gegeben hat, Vertreter aus allen Bereichen: „Lehrer, Schüler- und Elternvertreter, Rektoren, die Präsidenten der Akademie der Wissenschaften und der Universitätskonferenz, Experten aller Couleur, ein breiter Bogen an Interessenten“, erklärt Hannes Androsch, der Initiator: „Und natürlich alle führenden Bildungsexperten wie Andreas Salcher (war ursprünglich gegen das Volksbegehren), Bernd Schilcher, der Präsident der Fachhochschulen, also eine ganze Fülle von Personen, die sich von Beginn an mit dem Volksbegehren identifiziert hat“.
Prominente Unterstützung
In den Dienst der guten Sache haben sich auch zahlreiche Prominente gestellt, die das ehrgeizige Androsch-Ziel als Testimonial begleiten: Andre Heller, Oskar-Gewinner Stefan Ruzowitzky, Philosoph Konrad Paul Liessmann, Ex-ÖFB-Präsident Beppo Mauhart und Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Gelebte zivile Bürgergesellschaft par excellence: „Ich habe zwei schulpflichtige Kinder, 11 und 13 Jahre, es geht um ihre Zukunft - deshalb mache ich mit“, begründet Erfolgs-Regisseur Ruzowitzky sein Engagement. Nicht dabei waren Vertreter der Lehrer-Gewerkschaft der GÖD - dafür Vertreter der GÖD-Hochschulsektion bzw. der unabhängigen Bildungsgewerkschaft.
Mauhart: Österreich "noch nicht bereit" für Gesamtschule
Bis 3. Februar soll ein Textentwurf für das Volksbegehren stehen, der auf den Ergebnissen der heutigen Diskussion basiert und an diesem Tag bei einem weiteren Treffen zur Kenntnis gebracht werden soll, so Mitstreiter Beppo Mauhart vor Journalisten.
Unmittelbar danach soll mit der Sammlung der nötigen 8.032 Unterstützungserklärungen begonnen werden. Die Unterschriftswoche könnte dann bereits im Mai stattfinden. "Fixer Punkt" wird nach Einschätzung Mauharts die Ganztagsschule sein, bei der sich Unterricht, Freizeit und Betreuung abwechseln. "Ganz sicher nicht" enthalten sein werde dagegen die Forderung, dass es nur eine Gesamtschule geben dürfe - so weit sei man in Österreich noch nicht, schätzte Mauhart die Stimmung ein.
"Kein beliebiger Text"
Für die Forderungen des Volksbegehrens sollen möglichst viele der beim Vernetzungstreffen angesprochenen Punkte aufgegriffen werden, betonte Mauhart. Allerdings dürfe daraus "kein beliebiger Text" werden: "Es darf nicht so sein, dass es niemandem wehtut."
"Speed-Dating"-Prinzip
Im Museumsquartier versammelten sich zu den Klängen der Filmmusik von "Mission Impossible" rund 150 Personen, um sich nach dem Speed-Dating-Prinzip an verschiedenen Tischen auszutauschen. Gleich beim medienöffentlichen Beginn wurde dabei von den Moderatoren der Beratungsfirma Deloitte klargemacht, dass es beim Auftakt nicht um die Festlegung von Inhalten gehe, sondern um das "Zusammentragen der wichtigsten Positionen und Anliegen". Ziel für heute sei es nicht, einen konkreten Text zu erarbeiten - niemand müsse sich auch schon jetzt entscheiden, ob er teilnehme oder nicht.
System "modernisierungsbedürftig"
Androsch selbst legte die Latte gleich hoch: Was Maria Theresia mit der Einführung der Volksschule, Wilhelm Humboldt mit seiner Universitätsreform in Preußen oder Otto Glöckel mit seiner Schulreform in der Zwischenkriegszeit erreicht habe, brauche man in ähnlicher Form auch für die Bewältigung des 21. Jahrhunderts. "Unser System ist modernisierungsbedürftig, darüber sind wir einig." Ihm gehe es darum, Erstarrtes in Bewegung zu bringen. Einmal mehr betonte er, dass es sich bei seiner Initiative um eine überparteiliche Bewegung handle: "Wir sind nicht gegen etwas oder jemand oder eine Institution, sondern für etwas."
Androsch: Sohn Gregor als Ratgeber
Androsch kostet die Arbeit an dem Volksbegehren viel Zeit, Energie. Er macht es aber gern. Für seine drei Kinder und vier Enkel. Einer seiner Ratgeber ist sein 13-jähriger Sohn Gregor aus der Beziehung mit der Grazer Psychologin Claudia Rothschedel (48). Er besucht die 4. Klasse des bischöflichen Gymnasiums in Graz Seine Enkerln öffentliche Schulen. Sonntag Nachmittag „streberte“ Androsch noch mit seinem Gregor in Graz Geschichte: „Recherche an der Basis“, sagt Androsch, dann fuhr er zurück nach Wien. Letzte Vorbereitungen für den Gipfel: „An meiner Familie sehe ich, welche Probleme es im Schulsystem wirklich gibt. Es entscheidet sich an der Bildung unserer Kinder, ob wir Österreichs Zukunft gewinnen, oder verlieren“.