Coronavirus

Anschober verteidigt Vorgangsweise in St. Wolfgang

28.07.2020

Gesundheitsminister: Land Oberösterreich ging nicht mit zweierlei Maß vor 

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Dienstag bei einer Pressekonferenz die Vorgangsweise der Behörden beim Corona-Cluster in St. Wolfgang verteidigt. Das Kontaktpersonenmanagement habe funktioniert, deshalb sieht der Minister auch kein Problem darin, dass es keine Hotelschließungen gibt.
 

Tests abgeschlossen

Die Tests in St. Wolfgang sind weitgehend abgeschlossen, 62 Fälle sind bestätigt, über 40 davon seien Jugendliche, sagte Daniela Schmid, Infektionsepidemiologin von der AGES. Das Kontaktpersonenmanagement sei "in hoher Geschwindigkeit" gestartet worden. Ursprung des Clusters ist ein Nachtlokal, in dem Praktikanten gefeiert haben - wahrscheinlich nicht nur einmal, sondern öfter, erklärte Schmid. Abgesehen von dieser Gruppe habe es nur einzelne Folgefälle gegeben.
 
In den Hotels, in denen die Praktikanten gearbeitet haben, sei das gesamte Personal getestet worden. Die Betroffenen selbst seien entweder in Oberösterreich in Isolation oder mit Maske nach Hause in andere Bundesländer gereist und seien jetzt in Heimisolation. Die Entwicklung werde freilich weiter intensiv beobachtet.
 

Freikirchen-Cluster

Beim Freikirchen-Cluster in Oberösterreich vor einigen Wochen war es zu umfassenden Schulschließungen gekommen, die Hotels in St. Wolfgang bleiben aber weiterhin offen. Entscheidend für die Maßnahmen sei, dass das Kontaktpersonenmanagement funktioniere, sagte Anschober. In St. Wolfgang wisse man, wer die Betroffenen sind und könne anders vorgehen. Das Land Oberösterreich sei hier "nicht mit zweierlei Maß vorgegangen", befand Anschober.
 
Auch Schmid erklärte, in St. Wolfgang werde das gesamte Hotelpersonal auch weiter beobachtet, das minimiere das Risiko. Zur Frage, ob man denn nicht auch gesamte Schulen wiederholt testen könnte, meinte Schmid, dies möge beispielsweise eine Strategie für den Herbst sein. Das Prozedere werde in der Ferienzeit erarbeitet.
 
Dass immer mehr junge Menschen vom Virus betroffen seien, führte Schmid auf altersspezifisches Risikoverhalten zurück - sprich: die Jungen sind eben in den Sommermonaten vermehrt am Feiern. Das Risikobewusstsein habe sich in Teilen der Bevölkerung verschlechtert, merkte Anschober an.
 
Die Forderung von Lehrergewerkschafter Paul Kimberger nach einem Mund-Nasen-Schutz für Schüler und Lehrer ab Herbst kommt für Anschober zu früh. Im Bildungsministerium werde bereits intensiv an verschiedenen Szenarien für den Schulbeginn im September gearbeitet, versicherte Anschober.
 

Schlechte Nachrichten für Clubs

Keine guten Nachrichten hatte Anschober für die Clubs. Diesen konnte der Minister noch immer keine Perspektive zum Aufsperren bieten. Man evaluiere die Situation alle zwei Wochen. Dass es diese Betriebe wirtschaftlich extrem treffe und sich die Regierung um sie kümmern müsse, gestand Anschober ein. Das gelte auch für den Städtetourismus. Es werde entsprechende Gespräche auch unter Einbindung von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) geben.
 
Was Corona-Tests an deutschen Grenzen angeht, sei man in Gesprächen mit dem deutschen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn - vielleicht schaffe man da eine gemeinsame Vorgangsweise. Gratis Tests für Urlaubsrückkehrer wird es aber in Österreich wohl nicht spielen. Es gebe dazu keine Planungen, sagte Anschober auf eine Journalistenfrage.
 
Österreichweit ist die Zahl der neu mit dem Coronavirus infizierten Personen in den vergangenen 24 Stunden wieder dreistellig gewesen. Mit Stand Vormittag waren 119 Personen in Österreich betroffen. Die Verteilung über das Land werde gleichmäßiger, sagte Anschober. Man habe mit verstärkten regionalen Clusterbildungen gerechnet, wichtig sei es nun, diese in Schach zu halten, um eine zweite Welle zu verhindern.
 
Deshalb teste man in Österreich "so viel wie nie zuvor". Er appelliere weiterhin an alle Tourismusbetriebe, das Test-Angebot für die Mitarbeiter anzunehmen. Positiv hervorgehoben wurden von Anschober die Screening-Testungen in Risikobereichen. Im Juli habe es in Schlachthöfen 2.037 Testungen gegeben, davon 33 positive, in 485 Testungen und kein einziges positives Ergebnis.
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