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Ansturm auf Homo-Ehe in Wien
03.01.2010
Große Freude bei Österreichs Schwulen und Lesben: Ab heute wird „verpartnert“. In den Bundesländern hält sich der Andrang aber noch in Grenzen.
Am Montag ist es soweit: Die ersten homosexuellen Paare Österreichs „verpartnern“ sich. Eine klassische Heirat bleibt Schwulen und Lesben verwehrt, doch mit der eingetragenen Partnerschaft werden gleichgeschlechtliche Paare mit heterosexuellen nun rechtlich gleichgestellt. Als allererstes von drei Paaren „trauen“ sich heute Herbert Tomecek (67) und Friedrich Bauer (76), die seit 50 Jahren liiert sind. „Wir freuen uns sehr, dass dies endlich auch in Österreich möglich ist“, so Tomecek.
Bis zu 500 Homo-Ehen heuer allein in Wien
Im Gegensatz zu den
anderen Bundesländern erlebt Wien einen regelrechten Ansturm
verpartnerungswilliger Homosexueller. „Bis vor den Feiertagen hatten wir 20
konkrete Anmeldungen“, so die Sprecherin der zuständigen Stadträtin Sandra
Frauenberger. Aufgrund der vielen Anfragen rechnet die zuständige
Magistratsabteilung 35 aber heuer mit bis zu 500 eingetragenen
Partnerschaften. Wien macht es homosexuellen Paaren möglich, eine
heiratsähnliche Zeremonie zu vollziehen – nicht nur im Magistrat, sondern an
zahlreichen ‚Traum-Locations‘, von Schloss Schönbrunn bis zur Hofburg.
Wenig Andrang in den Bundesländern
Anders sieht die
Situation in den Bundesländern aus. Hier hält sich der Ansturm noch in
Grenzen. Salzburg bietet zwar ebenfalls einen äußerst attraktiven Ort für
die Verpartnerung: den Marmorsaal im Schloss Mirabell, der als schönster
Trauungssaal der Welt bezeichnet wird. Dennoch gibt es bisher bloß einen
konkreten Termin am 2. Februar und 10 Anfragen. Jänner und Februar seien
allerdings auch keine klassischen Heiratsmonate, erläutert Franz
Schefbaumer, Chef des Salzburger Standesamtes.
In Niederösterreich hält man sich aufgrund des strengen Datenschutzes hinsichtlich Zahlen von Anfragen bedeckt, Anmeldungen gibt es aber bereits. In den übrigen Bundesländern gibt es noch keine konkreten Terminvereinbarungen – außer in der Steiermark, wo die erste Homo-Ehe am 7. Jänner geschlossen wird.
Hier hat das Thema Verpartnerung zu einem handfesten Koalitionsstreit
zwischen Schwarz und Grün gesorgt. Der Grazer ÖVP-Bürgermeister Siegfried
Nagl will Homosexuellen verwehren, in festlichen Hochzeits-Locations der
Stadt zu feiern. Die Grünen reagierten darauf mit einer Protestaktion vor
dem Rathaus. Unter Vizebürgermeisterin Lisa Rücker – offen lesbisch – denken
sie unter diesen Umständen bereits an die Beendigung der Koalition.
"Die Eintragung ist ein Geschenk des Himmels" Christian Ondrak und Partner holen sich heute einen „Verpartnerungstermin“. Ein „Geschenk des Himmels“ sei sie, die eingetragene Partnerschaft, meint Christian Ondrak (40). Der Ampeltechniker aus Wien will sich heute einen Termin geben lassen, zur „Verpartnerung“ mit seinem Lebensgefährten, wie es auf Amtsdeutsch heißt. Sein Partner, Bekim (27) aus dem Kosovo, kam vor fünf Jahren zum Studieren nach Wien. Seit März 2005 sind die beiden ein Paar. Seitdem zittern sie jährlich, ob Bekims Aufenthaltserlaubnis verlängert wird. „Ich habe phasenweise Depressionen bekommen“, erzählt Ondrak. Dass das Gesetz zum Jahresende noch geschnürt wurde, war „perfektes Timing.“ Ondrak: „Für mich ist das ein absolutes Wunder, weil die ÖVP noch nie etwas für Schwule getan hat.“ Die Partnerschaft ist für Ondrak „kein reiner Selbstzweck, sondern Mittel zur rechtlichen Gleichstellung“. Eine Zeremonie ist ihm nicht so wichtig. Obwohl, sollte in den kommenden beiden Wochen ein Termin frei werden, wollen sie doch feiern, mit Freunden und Verwandten. Zumindest mit jenen, die Bescheid wissen. Bekims Eltern wissen nichts von seiner Orientierung. Deshalb will er sich auch auf keinem Foto zeigen. |