Als Kickl kurz nach 12.00 Uhr die Hofburg verließ, wurde er von lautstarken Buhrufen empfangen, "Nazis raus" wurde skandiert.
Wien. Während Bundespräsident Alexander Van der Bellen FPÖ-Obmann Herbert Kickl in der Präsidentschaftskanzlei empfing, hatten sich am Montag mehrere hundert Demonstranten vor der Hofburg versammelt, um ihren Unmut über die jüngsten politischen Entwicklungen auszudrücken. Als Kickl kurz nach 12.00 Uhr die Hofburg verließ, wurde er von lautstarken Buhrufen empfangen, "Nazis raus" wurde skandiert.
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Unter den Manifestantinnen und Manifestanten befanden sich auffallend viele junge Menschen, darunter einige Schulklassen, queere Studierende und deklarierte Antifaschisten, aber auch Vertreterinnen der "Omas gegen Rechts" und Mütter mit Kleinkindern. Sie zeigten sich großteils besorgt über eine mögliche FPÖ-Kanzlerschaft. "Dass jemand, der sich selbst Volkskanzler titelt - ein Titel, den sich zuletzt Adolf Hitler gegeben hat -, nun möglicherweise österreichischer Bundeskanzler werden soll, weckt in uns jungen Jüdinnen und Juden und in der jüdischen Gemeinde ganz dunkle Erinnerungen", sagte Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH), die ebenfalls gegen eine mögliche blau-schwarze Koalition demonstrierte.
"Wir rufen alle demokratischen Kräfte dazu auf, ein starkes Zeichen gegen die geplante Rechtsaußenregierung zu setzen und sich unserem spontanen Protest anzuschließen", so die Jüdischen österreichischen Hochschüler in ihrer Demo-Ankündigung.
HERBERT KICKL ALS BUNDESKANZLER VERHINDERN
— Jüdische österreichische Hochschüler:innen (@joehwien) January 5, 2025
Wir rufen alle demokratischen Kräfte dazu auf, ein starkes Zeichen gegen die geplante Rechtsaußenregierung zu setzen und sich unserem spontanen Protest anzuschließen.
Montag, 6. Jänner
10:30 Uhr, Ballhausplatz pic.twitter.com/pMN7jYc9OF
JöH-Präsident Ishay besorgt
Die FPÖ sei eine "strukturell antisemitische Partei" und "durchzogen von rechtsextremen Burschenschaftern, die zwei Tage vor der Nationalratswahl SS-treue Lieder singen auf Beerdigungen". Er befürchte, "dass jetzt eine Zeit anbricht, in der es möglicherweise für viele Minderheiten, aber auch für uns Jüdinnen und Juden in Österreich eng wird", meinte Ishay im Gespräch mit der APA. Zugleich verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, "dass in den nächsten Wochen so viele Menschen wie möglich ein Zeichen setzen, dass man damit nicht einverstanden ist."
Die Kundgebung wurde von einem größeren Aufgebot der Polizei beobachtet. Die Hofburg und das Bundeskanzleramt waren mit Sperrgittern gesichert. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen, die Stimmung blieb friedlich. Kurz vor 13.00 Uhr zogen dann die letzten Demonstrantinnen und Demonstranten ab, die zuvor Transparente "Nie wieder Volkskanzler" oder "Wir kicken Kickl raus" in die Höhe gehalten hatten.
Weitere Proteste
Auch die Volkshilfe, Greenpeace und SOS Mitmensch rufen "zu einem lautstarken Protest vor dem Bundeskanzleramt auf". Stattfinden soll diese Kundgebung am 9. Jänner um 18 Uhr am Ballhausplatz. Diese Demo steht unter dem Titel "Kundgebung gegen rechtsextremen Bundeskanzler".
Alarm für die Republik! ????
— Volkshilfe Österreich (@volkshilfe) January 5, 2025
Rechtsextremer Bundeskanzler bedroht Demokratie, Menschenrechte u Zusammenhalt. Deshalb: Menschenkette ums Bundeskanzleramt! ????
????️ Do, 9.1. 18:00 Ballhausplatz
???? #DemokratieVerteidigen #SOSRepublik #Koalitionsverhandlungen @sosmitmensch @GreenpeaceAT pic.twitter.com/V1RpDErLNK
Sehen das Land in Gefahr
"Unsere Republik steht am Scheideweg. Es droht ein rechtsextremer Bundeskanzler und mit ihm ein Angriff auf Demokratie, Menschenrechte, Justiz, unabhängige Medien und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land", schreibt Demo-Veranstalter Volkshilfe in einer Aussendung.