Abgeblitzt
Keine Fußfessel für Helmut Elsner
21.09.2010
Richte lehnt Elsners Antrag ab. Ehefrau Ruth: "Justiz-Diktatur"
Abgelehnt – Helmut Elsner kommt nicht mit der Fußfessel nach Hause. Der Richter fürchtet, Elsner könnte bei Arztbesuch flüchten.
Enttäuschung
Dienstag gegen 10 Uhr vormittags war die Welt der Ruth Elsner noch voller Hoffnung. 30 Minuten später machte sich bei ihr und Elsner-Tochter Marie-Therese Nervosität breit. "Warum dauert die Verhandlung nur so lange. Das wird wieder nicht klappen.“ Diesen Satz wiederholt Elsner-Tochter Marie-Therese wie eine Gebetsmühle. Ihre Vorahnung soll sich 15 Minuten später als richtig herausstellen.
Am 21. September scheint zwar die Sonne, aber nicht für Helmut Elsner. Für ihn wird es ein weiterer rabenschwarzer Tag. Nach 15 abgelehnten Enthaftungsanträgen sagt die Justiz auch zur Freiheit mit der elektronischen Fußfessel am Bein "Nein“. Nach drei Jahren, sieben Monaten und acht Tagen bleibt der Ex-Bawag-Chef weiterhin in U-Haft. Die 16. Enttäuschung.
Aus Ruth Elsner bricht jetzt die ganze Enttäuschung hervor: "Mein größter Wunsch war es, meinen Mann nach fast vier Jahren in den Arm zu nehmen. In Österreich gibt es keine Justiz, sondern eine Justizdikatur.“ Auch Tochter Marie-Therese ist erschüttert: "Wie soll das jetzt weitergehen. Ich habe so gehofft, dass mein Vater endlich nach Hause kommt.“
Justiz befürchtet Flucht bei einem Arztbesuch
Die Begründung von Richter Christian Böhm: Die Fluchtgefahr sei bei einem etwaigen Arztbesuch des herzkranken Helmut Elsner nach wie vor aufrecht. Auch ein Gelöbnis von Elsner, die Wohnung nicht zu verlassen und sich zu Hause von den Ärzten behandeln zu lassen, kann den Richter nicht überzeugen. Anwalt Karl Bernhauser: "Der Richter meint, er kann Elsner einen Arztbesuch nicht verbieten, weil dieser gesetzlich verankert sei. Deswegen besteht für ihn weiter Fluchtgefahr." Und klagt weiter an: "Das ist völlig unverständlich. Alle, sogar die Staatsanwaltschaft, waren dafür. Der Richter hat von seinem Spielraum einmal mehr zuungunsten von Elsner Gebrauch gemacht. Das ist eine bemerkenswerte Ungleichbehandlung gegenüber anderen Verfahrensbeteiligten."
Auch Insider glaubten an die Genehmigung
Selbst Justiz-Insider sind von der Ablehnung des Antrags überrascht. Und auch Ruth Elsner war guter Dinge gewesen. Erstmals hatte sie im Penthouse schon alles für die Heimkehr des Ex-Bawag-Chefs mit der elektronischen Fußfessel am Bein vorbereitet: Neue T-Shirts. Neue Trainingshosen. Ein neues Handy. "Der einzige Skeptiker war mein Mann. Er hatte die richtige Vorahnung“, so Ruth Elsner im Interview.
Helmut Elsner, der bei der Haftverhandlung gegen den Rat seines Arztes anwesend war, macht keinen Hehl aus seinem Frust nach der Verhandlung. Er hatte den Richter attackiert und gewettert, dass er sich als Justizopfer sieht. Der Zornesausbruch ist nachvollziehbar.
Ruth Elsner im Interview: "War ein riesiger Schock“
ÖSTERREICH: Frau Elsner, wie groß war der Schock für Sie, als der Richter die Fußfessel nicht genehmigt hat?
Ruth ELSNER: Im ersten Moment hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Unser Bewährungshelfer kam aus dem Justizgebäude, und ich wollte ihm eigentlich nur die neue Handynummer von meinem Mann bekannt geben. Da zieht er mich zur Seite und sagt: "Frau Elsner, Sie sollten mit Ihren Anwälten sprechen, denn die elektronische Fußfessel für Ihren Mann wurde gerade abgelehnt." Das war ein riesiger Schock, von dem ich mich erst erholen muss.
ÖSTERREICH: Konnten Sie schon mit Ihrem Mann sprechen? Wie hat er reagiert?
ELSNER: Er hat mir am Telefon gesagt, dass ich nicht weinen soll. Ich weiß nicht, woher er die Kraft nimmt, mich auch noch zu trösten.
ÖSTERREICH: Können Sie die Begründung der Justiz für die Ablehnung der Fußfessel nachvollziehen?
ELSNER: Nein, absolut nicht. Die ganze Causa ist ein schwarzes Kapitel der Justiz. Der heutige Tag hat es wieder einmal deutlich gezeigt. Das ist keine Justiz, sondern eine Justizdiktatur in Österreich. Der Beschluss kam zwar aus dem Mund des Richters, aber ich glaube, die Urheberschaft ist vielleicht eine andere. Mein Mann sitzt nur deswegen, weil er an der Aufklärung des Falles interessiert ist, und das will die Justiz offenbar nicht.
ÖSTERREICH: Ist für Sie heute eine Welt zusammengebrochen?
ELSNER: Meine Welt ist schon vor vier Jahren zusammengebrochen, als mein Mann verhaftet wurde. Inzwischen habe ich gelernt, einen Kampf zu führen und mit diesem Psychokrieg umzugehen.
ÖSTERREICH: Ihr Mann hatte schon eine Vorahnung, denn er war eher vorsichtig optimistisch …
ELSNER: Ja, das war er. Diese Vorsicht ist bei ihm natürlich ein Selbstschutz und ein Ergebnis aus den Erfahrungen der letzten vier Jahre. Ich war dieses Mal viel optimistischer gestimmt und habe mich von der allgemeinen positiven Stimmung anstecken lassen. Erstmals habe ich zu Hause schon alles für ihn vorbereitet und ihm neue T-Shirts, Trainingshosen und ein neues Handy gekauft.