Das Bundesheer will sich Personal für Hilfsdienste beim AMS holen, damit den Rekruten mehr Zeit zur Ausbildung bleibt.
Das Bundesheer plant mehrere Änderungen im Bereich Grundwehrdienst. Zum einen sollen angesichts steigender Untauglichen-Zahlen die Tauglichkeitskriterien angepasst werden. Zum anderen ist eine Zusammenarbeit mit dem AMS angedacht - Arbeitslose sollen für Hilfsdienste eingesetzt werden, damit den Rekruten mehr Zeit zur Ausbildung bleibt. Das erklärte der Stellvertretende Chef des Generalstabs, Othmar Commenda. Diese Vorschläge sind Teil eines aktuellen Evaluierungsberichts über den Stand der Bundesheer-Reform.
Wie bei Polizei-Postlern
Bei der Zusammenarbeit mit dem AMS geht
es darum, dass Soldaten immer öfter für Hilfsdienste bzw. als sogenannte
Systemerhalter (Köche, Schreiber, etc.) herhalten müssen. Da aber die
"jungen Staatsbürger für solche Funktionen zu schade sind", sollen sie von
diesen Hilfsdiensten weggebracht werden und mehr Zeit für die Ausbildung
bekommen. Das Bundesheer überlegt, Arbeitssuchende für diese Job anzuheuern.
Für Commenda eine Win-Win-Situation: Arbeitssuchende bekommen eine Chance,
der Arbeitsmarkt werde entlastet und Rekruten haben mehr Zeit für die
Ausbildung. Was für Postler und Polizei "eine super Idee ist", soll auch für
das Heer gelten.
Suche nach Superman
Drehen will das Militär auch an der
Tauglichkeitsschraube. Da in den letzen Jahren die Zahl der Untauglichen
stets gestiegen ist, orten die Militärs Änderungsbedarf. Die jungen Männer
seien in den letzten zehn bis 20 Jahren ungesünder, körperlich unflexibler
und schwerer geworden. Das sei eine Gesellschaftsentwicklung, die man
"besorgt aber zur Kenntnis nehmen muss", so Commenda. Es habe sich gezeigt,
dass die höchsten Tauglichkeitsstufen (9-8 von insgesamt 10) heutzutage kaum
mehr erreicht werden. "Es scheint, als suchen wir nach dem Superman." Es
könne nicht sein, dass nur mehr eine Hand voll Österreicher volltauglich ist.
Dabei bedeute ein Mangel an Rekruten auch für den Zivildienst weniger Kräfte, denn nur Taugliche verrichten den Dienst an der Republik. Die Kriterien sollen daher den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst werden. Die derzeitigen Richtwerte seien auch angesichts veränderter Bedrohungsszenarien nicht mehr in dieser Form notwendig.
Dass laut dem Evaluierungsbericht bisher nur rund die Hälfte der Empfehlungen der Bundesheerreformkommission umgesetzt sind, ist für Commenda kein Grund zur Sorge. Das Bundesheer sei in einem Transformationsprozess. Veränderungen werden ständig den gegebenen Rahmenbedingungen angepasst (Stichwort: Wirtschaftskrise) und Prioritäten gesetzt. In Zwei-Jahres-Schritten evaluiere das Heer immer wieder, wo es stehe. Es gebe keinen fixen 20-Jahre-Plan, das gebe es auch in keiner Firma, sondern "eine Vision", an der man sich orientiere. Die Kernaufgaben könne das Bundesheer jederzeit erfüllen, betonte Commenda.