Letzte Hürde

Arigona ab Montag in der Schule

08.11.2010

... wenn Schulbestätigung da ist. Sie kommt mit dem Auto nach Linz.

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© ÖSTERREICH/ Fuhrich
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Theoretisch könnte Arigona Zogaj (18) schon am kommenden Montag wieder in ihrer Klasse in der HBLW in Linz sitzen, ebenso ihre Geschwister Albin, 9, und Albona, 10, in der Volksschule in Frankenburg (OÖ).

Aber: Eine bürokratische Hürde gilt es noch, zu umschiffen. Eine simple Schulbestätigung für Arigona fehlt noch. Das wird die 
Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck (OÖ) heute schriftlich dem Linzer Anwalt Helmut Blum mitteilen, dem ehrenamtlichen Rechtsvertreter der Familie. Blum muss somit nur noch die Schulbestätigung besorgen, dann wäre der „Akt Zogaj“ komplett.

Schulbestätigung rasch 
an Behörde nachliefern
Alle anderen relevanten Formalitäten für eine legale Rückkehr sind inzwischen erledigt. „Der Akt wird seit vergangener Woche von Sachbearbeitern der BH Vöcklabruck geprüft“, sagt Bezirkshauptmann Peter Salinger. „Entscheidet die BH positiv, könnte die Familie innerhalb weniger Tage einreisen“, bestätigt Walter Deil von der Volkshilfe Oberösterreich.

Reicht Anwalt Helmut Blum die fehlenden Schulunterlagen rasch nach, könnte der „Akt Zogaj“ bereits diese Woche als „positiv erledigt“ abgestempelt werden. Anwalt Blum wird den positiven Bescheid dann an die österreichische Botschaft in Skopje (Mazedonien) weiterleiten. Dort hat die Familie am 22. Oktober ihre Anträge für ein Schüler- und Arbeitsvisum abgegeben.

Neues Visum und mit 
dem Auto nach Österreich
Erhält die Botschaft in Skopje den Bescheid aus Vöcklabruck, brauchen die Zogajs nur mehr ihre Reisevermerke in ihre kosovarischen Reisepässe stempeln lassen. Die Pässe sind vor einigen Wochen in Priština ausgestellt worden: „Dann werden sie wohl mit dem Auto nach Österreich zurückfahren“, sagt Walter Deil. Ausgereist waren die vier per Flugzeug, weil sie damals noch keine Pässe hatten.

Job für Mutter, vier Zimmer im Gutshaus als Wohnung
Arigona darf in ihre Klasse der HBLW zurück, ihre Geschwister an die Volksschule. Auch ihre Wohnung in Frankenburg ist noch frei: vier Zimmer im ersten Stock eines Schlosses. Besitzer Christian Limbeck-Lilienau stellt die Wohnung gratis zur Verfügung. Der Baron im Gespräch: „Selbstverständlich können sie wieder bei mir wohnen. Das hat die Familie auch schriftlich. Aber es sollte keine Dauerlösung sein, denn die Stimmung in Frankenburg ist kaum noch zumutbar. Sie sollen ohne Zeitdruck ein neues Heim suchen.“

Mutter Nurije kann als Saisonkraft wieder in ihren alten Job zurück. Sie arbeitet als Hilfskraft in einer Geflügelzucht in Zipf. Auch alle finanziellen Fragen sind größtenteils geklärt. Als Bürgen für die Familie fungieren Alfons Haider und Pfarrer Josef Friedl.

Ein Stempel noch“, sagt Alfons Haider, „dann hat der Fall Arigona endlich ein positives Ende.“

Alfons Haider bürgt für Familie Zogaj
Tausende demonstrierten, nur drei haften für die Zogajs – einer davon ist Alfons Haider.

ÖSTERREICH: Sie bürgen für Arigona und die Familie Zogaj – was bedeutet das konkret?
Alfons HAIDER: Wir sind insgesamt zu dritt. Die Bürgen haben für die Familie eine sogenannte Haftungserklärung abgegeben: Pfarrer Josef Friedl, der momentan noch im Krankenhaus in Salzburg liegt, ein Dritter, der nicht in die Öffentlichkeit will, und ich. Wir haften für alle Kosten, die der Aufenthalt der Familie in Österreich in Zukunft bringen wird. Das sind Wohnung, Ausbildung, medizinische Versorgung etc.

ÖSTERREICH: Wie lange gilt diese Haftung?
HAIDER: Da gibt es kein Zeitfenster, das ist auch keine Bürgschaft für einen Monat oder ein halbes Jahr. Es gibt auch keine Summenbegrenzung. Ich habe in den vergangenen Jahren geholfen und werde es auch in Zukunft tun, ich werde mich nicht abseilen, wie viele andere. Man kann nicht bloß zu Demonstrationen für Arigona laufen, wichtige Stellungnahmen absondern und letztlich keine Verantwortung übernehmen. In der Sekunde, in der Entscheidungen gefragt sind, gilt es, mitzumachen. Ich hafte mit meinem eigenen Einkommen für Arigona und ihre Familie. So lange, bis sie österreichische Staatsbürger sind.

ÖSTERREICH: Haben Sie mit Arigona in den vergangenen Tagen telefoniert?
HAIDER: Ja, gestern. „Ich will endlich nach Hause“, hat sie zu mir gesagt. Es ist bewundernswert, wie das 18-jährige Mädchen das ganze Theater wegsteckt. Sie kümmert sich im Grunde um die ganze Familie, zeigt Kraft, hat wahnsinnig viel Energie.

ÖSTERREICH: Kennt die Familie das genaue Rückkehrdatum bereits?
HAIDER: Darüber haben wir nicht gesprochen, Spekulationen machen auch keinen Sinn, das würde bloß schaden, jeder Druck wäre kontraproduktiv. Jetzt geht es darum, dass die Beamten in Vöcklabruck entscheiden, und danach wird der Ablauf festgelegt. Das aber entscheide nicht ich, sondern die Betreuer der Familie von der Volkshilfe.

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