Per Verfassungserkenntnis ist es fix: Arigona Zogaj wird ausgewiesen. Die Meinungen in der Politik und bei ihren Betreuern gehen auseinander.
In der Causa Arigona Zogaj meldet sich nun auch der engste Vertraute der Familie, Pfarrer Josef Friedl, zu Wort. In der Mittwoch-Ausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH rät Friedl Arigona zur freiwilligen Ausreise: "Ich werde sie unterstützen, dass sie jetzt freiwillig ausreisen. Wie das genau aussieht, kann niemand sagen. Es bleibt noch Zeit, man wird Arigonas Schulschluss abwarten."
Kostenfrage
Friedl thematisiert in ÖSTERREICH auch die Kostenfrage einer freiwilligen Ausreise: "Bei einer formellen Abschiebung bezahlt der Staat, bei der freiwilligen Ausreise liegen die Kosten zur Gänze bei der Familie."
Friedl hat seit dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs bereits mehrmals mit Arigona telefoniert: "Das Ganze muss sich bei ihr erst setzen. Sie mag dazu im Moment nichts sagen. Ich lauf vor allen davon, sagte sie mir. Arigona ist geschockt, weil sie nicht davon ausgegangen ist, dass es den Bescheid mit dieser Tragweite geben wird."
Auf der nächsten Seite alle Entwicklungen der letzten Stunden!
Montagfrüh war die 18-jährige Arigona Zogaj noch ganz normal in ihrer Klasse in der höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in der Linzer Landwiedstraße. Dann kam das Urteil. Acht Jahre nach ihrer illegalen Einreise aus dem Kosovo nach Österreich hat der Verfassungsgerichtshof entschieden: Arigona, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester müssen abgeschoben werden. Der Schock sitzt Arigona – die mit ihrem Schicksal seit 2006 die Nation bewegt und spaltet – tief in den Knochen, berichtet ihr Betreuer Christian Schörkhuber .
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Mai 2002: Sein Asylantrag wird abgelehnt.
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Mai 2001: Arigonas Vater reist illegal nach Österreich ein und stellt einen Asylantrag.
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September 2002: Frau Zogaj und die fünf Kinder stellen Asylanträge.
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November 2002: Das Asylverfahren wird für die ganze Familie in zweiter Instanz negativ entschieden. Herr Zogaj stellt einen zweiten Asylantrag.
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Februar 2003: Der Asylantrag des Vaters wird abgelehnt, er erhält den Ausweisungsbescheid.
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Dezember 2003: Der Verfassungsgerichtshof lehnt eine Asylbeschwerde ab.
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April 2005: Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Vöcklabruck fordert die Familie zur Ausreise auf.
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Juli 2007: Die Zogajs legen beim Verfassungsgerichtshof Beschwerde ein.
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26. September 2007: Die Familie Zogaj wird von der Polizei abgeholt, Arigona verschwindet.
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27. September 2007: Arigonas Mutter darf in Österreich bleiben, um nach ihrer Tochter zu suchen. Der Vater und die anderen vier Kinder der Familie werden in den Kosovo geflogen.
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30. September 2007: Ein Brief von Arigona taucht auf. Sie droht mit Selbstmord.
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10. Oktober 2007: Arigonas Aufenthalt bei Pfarrer Josef Friedl wird bekannt
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Mai 2008: Mutter Nurie Zogaj unternimmt einen Selbstmordversuch.
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Juni 2008: Arigona und Nurie Zogaj werden aufgefordert, Österreich zu verlassen.
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23. Dezember 2008: Die vier Geschwister Zogaj versuchen, aus dem Kosovo nach Österreich einzureisen.
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12. Jänner 2009: Drei der vier Geschwister sind illegal nach in Österreich eingereist.
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18. September 2009: Die zwei Brüder Arigonas, Alfred und Alban, kehren freiwillig in den Kosovo zurück.
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12. November 2009: Das Innenministerium verhängt aufgrund des negativen Asylbescheids die Abschiebung.
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14. Juni 2010: Das Verfassungericht entscheidet: Die Abschiebung ist rechtens.
Bezirkshauptmann am Zug
Sobald das Urteil beim Vöcklabrucker Bezirkshauptmann Peter Salinger einlangt, müsste dieser die Polizei zur Familie schicken. Reisen die Zogajs dann nicht freiwillig aus, müssten sie schnellstmöglich aus Österreich abgeschoben werden.
Familie zerbrochen
Der Vater und die älteren Brüder von Arigona wurden bereits 2008 in den Kosovo abgeschoben. Die Familie zerbrach daran. Arigonas Mutter Nurie muss immer wieder psychiatrisch behandelt werden. Auch Arigona, die während der Schulzeit bei Schörkhubers Familie in Linz schläft, sonst bei ihrer Mutter in Frankenburg wohnt, litt an Depressionen.
Fekters Geheimplan
ÖVP-Innenministerin Maria Fekter hat für Arigona einen Ausweg parat. Das gesamte Interview lesen Sie hier.