Philipp B. aus Traun
Arigonas Freund kämpft um die Liebe
26.06.2010
Philipp B. kämpft verzweifelt: „Bitte, lasst sie bleiben. Ich habe Angst um sie.“
Schmerz. Trauer. Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HBLW) in der Linzer Landwiedstraße. Schüler halten Transparente hoch: „Schutzzone für die Zogajs“ steht auf einem. Auf einem anderen: „Für mehr Menschlichkeit.“ Ein Mädchen trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Wir sind Arigona!“ Sie sei das, was Österreich von Zuwanderern verlange, sagen die Mitschüler: „Sie spricht perfekt deutsch, lernt gut, will arbeiten, kennt unsere Gesetze, achtet sie.“
Und Arigona ist verliebt! Seit 12. Jänner dieses Jahres. Trotzdem muss sie jetzt weg. Zurück in den Kosovo. Laut Bescheid müssen sie, ihre Mutter Nurije und ihre beiden kleinen Geschwister Albin (11) und Albona (10) das Land verlassen – gleich nach dem Schulschluss am 9. Juli.
Erste Liebe
Keiner in der Schule versteht das. Schon gar nicht
der 17-jährige Philipp B. aus Traun bei Linz – der neue Freund der
Kosovarin: „Bitte, lasst sie bleiben. Ich habe Angst, dass sie sich etwas
antut“, sagt er jetzt in einem Interview mit „News“.
Philipp und Arigona kennen einander seit zwei Jahren. Beide besuchen die zweite Klasse: „Sie haben sich immer gut verstanden, doch erst Anfang des Jahres hat es gefunkt“, erzählt der beste Freund der beiden, Manuel O., jetzt ÖSTERREICH.
Am Beginn stand bloß ein schüchterner Flirt. Geheim. Versteckt. Unsichere Turtelei im sozialen Netzwerk Facebook. Doch es wurde mehr. Im März schrieb Philipp: „Liebt seinen Schatz über alles“. Arigona antwortete: „Ich dich auch, Liebling.“
„Verheiratet mit Gona Zogaj"
Ende Mai postete Philipp:
„Liebt seinen Schatz sooo viel, will sie nieeee wieder hergeben.“ Philipp
änderte sogar seinen Status auf Facebook, trug ein: „Verheiratet mit Gona
Zogaj."
Schließlich stellte er „Gona“ seinen Eltern vor. Auch sie haben das Mädchen ins Herz geschlossen: Wir haben sie sofort ins Herz geschlossen, die Gona. „So ein herzliches Mädchen und so tüchtig. So geht man nicht mit Menschen um, “, sagte der Vater in „News“.
Die drohende Abschiebung versuchten beide, zu verdrängen. Es ging nicht!
Herzzereißender Brief an Fekter
Während andere schwiegen,
sich hinter Gesetzen versteckten, versuchte Philipp zu handeln. Er schrieb
einen herzzerreißenden Brief an Innenministerin Maria Fekter. „Ich möchte
Sie bitten, Arigona in Österreich zu lassen.“ Er sehe es als seine Aufgabe
als Freund Arigonas, sie zu beschützen und sie in ihrem so zerrissenen Leben
zu unterstützen. Es nützte nichts. Diese Woche kam der Abschiebungsbescheid.
Die Familie muss wenige Tage nach Schulschluss Österreich verlassen. Per
Flugzeug werden die Zogajs von Wien nach Priština fliegen. Und dann? Kehrt
Arigona zurück? Auf legalem Weg? Mit einem Schülervisum, um schon im Herbst
wieder in ihrer Klasse in Linz zu sitzen? Ein Jahr bräuchte sie noch für
einen positiven Abschluss.
Niemand weiß es, auch Philipp nicht: „Arigona geht es sehr schlecht. Sie versucht, stark zu wirken, aber hinter der Fassade ist sie einem Zusammenbruch nahe“, sagt er.
Und sollte seine Freundin kein Visum bekommen: „Dann reise ich im August in den Kosovo, um sie zu besuchen.
Der Brief an Fekter |