Neue Daten belegen: Je ärmer das Elternhaus, desto eher wird ein Kind in die Hauptschule geschickt. Das Gymnasium bleibt meist verwehrt.
Die Armutskonferenz schlägt Alarm: Bereits 80 Prozent der zehn- bis vierzehnjährigen Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten besuchen eine Hauptschule. Ganz anders ist die Lage an den Gymnasien: Nur 20 Prozent der Kinder armutsgefährdeter Eltern besuchen eine AHS. Diese Schieflage zeigen bisher unveröffentlichte Daten der Statistik Austria, die ÖSTERREICH vorliegen.
Schmied setzt auf eine Schule für alle
Die brisanten Zahlen
bestätigen, dass der soziale Status der Eltern einen sehr starken Einfluss
auf die Bildungswahl der Kinder hat. SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied
sieht sich daher in ihrem Kurs in Richtung Neue Mittelschule bestätigt.
„Die Schultrennung mit neuneinhalb Jahren kommt zu früh“, sagte Schmied am
Samstag zu ÖSTERREICH. „Die frühe Selektion erzeugt nicht nur großen Druck,
sondern ist auch sozial ungerecht. Kinder aus ärmeren Schulen haben dadurch
weniger Bildungschancen.“
Geringe Aufstiegschancen
Die Sozialstatistik weist noch auf
andere bedrückende Daten hin. So müssen 74.000 Kinder in äußerst beengten
Verhältnissen und überbelegten Wohnungen leben. Und: Bereits 21.000 Kinder
leben in Wohnungen, die nicht angemessen warm gehalten werden können. Beide
Faktoren haben negativen Einfluss auf Konzentration und Lernerfolg. „Im
europäischen Vergleich haben wir zwar eine geringe Kinderarmut, aber auch
nur durchschnittliche Werte bei den sozialen Aufstiegschancen“, klagt daher
Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk.
Besser fördern
Die Armutskonferenz fordert, dass die
Einzelförderung von Schülern verbessert wird und mehr Lehrerteams im Einsatz
sind. Wichtig wäre zudem, Schulen in sozial benachteiligten Regionen
besonders zu fördern, damit diese für alle Schichten attraktiv bleiben.