Die Autobahngesellschaft Asfinag plant eine gebührenpflichtige "Schnellstraße light".
Auf einzelnen Abschnitten sollen künftig statt vierspurigen nur noch zweispurige Schnellstraßen gebaut werden. Das heißt, in jede Richtung soll es auf diesen Abschnitten nur noch jeweils eine Fahrspur geben, sagte Asfinag-Bau-Vorstand und Ex-Infrastrukturminister Mathias Reichhold am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz. Sparen will die Asfinag außerdem auch bei Tunneln. Hintergrund sind die knappen Budgetmittel der Asfinag.
Maut- und Vignetten-Pflicht
Wie die neuen "Sparautobahnen" im
Detail aussehen werden, steht noch nicht fest. Kreuzungen soll es keine
geben, aber auch keine doppelten Sperrlinien oder Leitschiene zwischen den
zwei Fahrtrichtungen. Überholen wird zumindest abschnittsweise möglich sein.
In jedem Fall werden sie - obwohl nur zweispurig - trotzdem Schnellstraße
heißen und damit der Lkw-Maut- und Pkw-Vignetten-Pflicht unterliegen.
Erste Teststrecken im Burgenland
Erstes Beispiel für die neue
Sparvariante soll die zwischen dem steirischen Riegersdorf und Grenzübergang
Heiligenkreuz im Burgenland geplanten Fürstenfelder Schnellstraße (S7)
werden. Die Verhandlungen mit den beiden Ländern verliefen "sehr
konstruktiv", sagte Reichhold. Man treffe dort auf eine besonders schwierige
geologische Situation. Vier Spuren wären deshalb mit enorm hohen Kosten
verbunden. Außerdem sei auch der Anschluss auf der ungarischen Seite nur
zweispurig.
Kassersturz
Auf dem Prüfstand stünden aber sämtliche Bauvorhaben.
"Alle Projekte werden derzeit einer Wirtschaftlichkeitsrechnung unterzogen",
sagte Reichhold. Gespräche liefen mit allen Landeshauptleuten. Einige Tunnel
etwa würden nur aus Lärmschutzgründen gebaut. In den Tunnels darf man
grundsätzlich nur 100 km/h fahren. Geprüft werde jetzt, ob bei dieser 100
km/h-Beschränkung die Lärmschutzgrenzen nicht auch ohne Einhausung
eingehalten werden.
Hoffnungslos Überschuldet
Gespräche gibt es laut Reichhold
aber nicht nur darüber wie, sondern auch wann gebaut werden soll. "Das Tempo
der Umsetzung unserer Projekte wird davon abhängen, wie viel Geld wir zur
Verfügung haben", sagte Reichhold. Die Autobahngesellschaft hat schon heute
rund 10 Mrd. Euro Schulden und bräuchte laut bisher unbestätigten Daten
jährlich 500 Mio. Euro mehr, um dauerhaft selbstständig überleben zu können.
Auch Lobau-Tunnel wackelt
Verkehrsökonom Sebastian Kummer von der
Wirtschaftsuniversität Wien erklärte am Mittwoch in der Wiener Zeitung, dass
ohne die Einführung einer Pkw-Maut wichtige Verkehrsprojekte wie der
Lobau-Tunnel im Nordosten Wiens nicht gebaut werden könnten. Verkehrsberater
Max Herry sagte im "WirtschaftsBlatt", dass derzeit nur ein Drittel der
tatsächlichen Autobahn-Aufwendungen in die Maut- und Vignetten-Kalkulationen
einfließen würden.
Kein Kommentar
Reichhold wollte diese Darstellungen am Mittwoch
"nicht kommentieren". Er gehe aber "davon aus, dass in den Verhandlungen für
eine neue Regierung intensiv überlegt wird, wie die Asfinag nachhaltig
finanziert werden kann".
Verkehrsstaatssekretär und ÖVP-Verhandler Helmut Kukacka schließt eine Pkw-Maut allerdings aus. Diese habe in den Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP keine Zustimmung gefunden. "Wir sind uns grundsätzlich einig, dass man mit dem derzeitigen Finanzierungssystem das Auslangen finden soll", sagte Kukacka.