1.200 Flüchtlinge müssen im Freien schlafen, auch Kinder.
Auf dem nackten Beton lagern Menschen auf dünnen Decken. Der Mist türmt sich neben überfüllten Containern auf. Junge Burschen stehen in Gruppen beisammen. Sie drängen darauf, von ihrem Leben im Lager zu erzählen.
1.200 obdachlos, aber 31 Räume stehen leer
In Traiskirchen leben derzeit 3.500 Menschen. 1.200 haben kein Dach über dem Kopf, obwohl 31 Räume leer stehen. Vorschrift ist Vorschrift: Der Brandschutz schreibt breitere Fluchtwege vor. Also darf niemand rein.
"Ich bin seit sechs Monaten hier", erzählt Shabib aus Pakistan. "Wir schlafen im Freien, haben keine Schuhe, das Essen ist schlecht." Shukur aus Syrien berichtet, dass für den Journalistenbesuch extra aufgeräumt wurde. Man will sich nicht vorstellen, wie es hier sonst aussieht.
Ein Bursche kommt dazu und möchte etwas hinter einer Ecke zeigen. Als wir an einem völlig überfüllten Zimmer vorbeikommen, sagt er: "Wer hier lebt, dem geht es noch gut." Er deutet auf einen Mauervorsprung, unter dem mindestens 20 Menschen hausen.
Ministeriums-Mitarbeiter arbeiten »am Limit«
Auf einer Wiese lagert völlig ohne Schutz eine junge Frau aus Eritrea mit ihrem zwei Jahre alten Kind. "Ich schlafe seit acht Tagen im Freien", berichtet die 22-jährige Salam mit ihrem Ros im Arm. Sie ist über das Mittelmeer nach Österreich gekommen.
Weiter zu den Zelten: Hier lebt der Iraker Adin mit seinen vier Kindern. Der älteste Sohn hat Asthma. Adin stellte sich mit ihm beim Arzt an. Aber: "It was full, complete." Der Bub kam nicht an die Reihe.
Das Innenministerium ließ erstmals seit Monaten Journalisten ins Lager. Abteilungsleiter Gernot Maier bestreitet, dass es Versorgungsengpässe abseits der Betten gibt. Er ist nahezu rund um die Uhr beschäftigt, Quartiere aufzutreiben. "Wir arbeiten am Limit", sagt er. Immerhin: Noch im Juli soll es fix 3.000 neue Betten in den Ländern geben. Bei derzeit bis zu 370 Anträgen pro Tag ist das aber nur ein Anfang.
D. Knob
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