Eurofighter-Krimi
Aufregung um verschwundenen Akt
31.01.2007
Neben der Vermutung, dass bei den Betriebskostenangaben geschummelt wurde, sorgt auch ein verschwundener Akt für Aufregung.
Neben der bemerkenswerten Enthüllungen über Günther Platters Gepflogenheiten bei Dienstflügen und den Festen mit Karl Heinz Grasser, seiner Rolle als Verhandler beim Eurofighter-Kaufvertrag sorgen nun auch angeblich verschwundene Akten über den Eurofighter für Aufregung.
Ex-Generaltruppeninspektor packt aus
Konkret geht es um eine
Betriebskostenschätzung von Ex-Truppeninspektor Pleiner. Er schloss bei
seiner Befragung im U-Aussschuß nicht aus, dass der Akt vernichtet wurde.
Seinen Aussagen zufolge sei der Betrieb des Eurofighter um bis zu vier Mal
teurer als der Gripen.
Kosten gedrückt
Waren offizielle Angaben über
Betriebskosten getürkt? Laut einem Aktenvermerk des früheren
Finanzministeriumsbeamten Herbert Hillingrathner soll man im
Verteidigungsressort alles unternommen haben, um die Kosten für die 18
bestellten Jets unter der magischen Zwei-Milliarden-Grenze zu halten – und
das möglicherweise mit teuren Folgen: Sollte doch der „Restbedarf unter dem
Titel Betriebsaufwand“ verbucht werden. Der Beamte wörtlich im Akt: „Eine
Verbilligung ergibt sich dadurch nicht.“
Falsch informiert?
Der Grüne Peter Pilz warf Platter vor, das
Parlament über die wahren Kosten falsch informiert zu haben. HillingRathner
ruderte am Mittwoch zwar zurück und beteuerte, dass diese Verlagerung der
Kosten gar nicht stattgefunden habe. Zudem präsentierte die ÖVP-Abgeordnete
Maria Fekter einen aktuelleren Aktenvermerk, wonach das Finanz- und nicht
das Verteidigungsressort auf eine Reduktion der Kosten gedrängt habe.
Zubehör weggelassen
Tatsächlich hatte aber schon der
Rechnungshof (RH) vor zwei Jahren bemängelt, dass die bestellten 18 Jets
wichtige Anforderung nicht erfüllen werden, weil kostspieliges, aber
wichtiges Zubehör weggelassen wurde.
Abgeräumt
So bemängelt der RH, dass statt der 36 benötigten
Pilotenausrüstungen nur 18 bestellt wurden. Statt ursprünglich acht
Zielerfassungsgeräten wurden nur sechs gekauft. Auf die Beschaffung von
Selbstschutz–Systemen gegen Raketenbeschuss wurde überhaupt verzichtet.
Nicht bestellt wurden zudem die in der ursprünglichen Ausschreibung
verlangten Zusatztanks. Größter Brocken: Waren ursprünglich 2.700
Flugstunden für 24 Maschinen pro Jahr vorgesehen, so waren es im Kaufvertrag
nur mehr 1.800 für 18 Jets. So ersparte man sich einen zweiten Stützpunkt,
und die Kosten wurden um weitere 100 Millionen gedrückt. Nicht einmal Helme
bestellte das Verteidigungsministerium. Platter ließ nachträglich mitteilen,
dass Eurofighter dem Heer 18 Helme schenkt.
Nervenflattern
Platter wies am Mittwoch alle Vorwürfe zurück.
Und auch Platters Nachfolger Norbert Darabos von der SPÖ verteidigte seinen
ÖVP-Ministerkollegen: Er kenne diesen als „integren Menschen“. In der ÖVP
flattern allerdings die Nerven: So sagte der Minister ein für Mittwoch
vereinbartes ÖSTERREICH-Interview ab. ÖVP-Bundesgeschäftsführerin Michaela
Mojzis richtete in einem internen E-Mail scharfe Angriffe gegen Darabos –
obwohl dieser Platter ja verteidigt hatte. Mojzis forderte alle
ÖVP-Funktionäre außerdem auf, ihr mitzuteilen, „wie wir Günther Platter
helfen können“.