Schule neu

Aufsteigen mit 3 Fünfern gescheitert

20.06.2011

VP-Revolte gegen Schul-Reform: Pühringer ist "gegen Automatik"

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© mediabox.at/Schwarzl, TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
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Die AHS-und BHS-Oberstufenreform, die Ministerin Schmied und VP-Schulsprecher Amon aus der Taufe hoben, sorgt für Widerstand in der ÖVP. Der Grund der Aufregung: Schüler sollten trotz drei Fünfern aufsteigen und sie im nächsten Semester ausbessern dürfen. Gleichzeitig soll eine "modulare Oberstufe" kommen - sobald ein Modul negativ ist, erhält der Schüler einen "Lern-Coach".

Schon am Wochenende sagte VP-Chef Spindelegger im ÖSTERREICH-Interview, die Reform sei "noch nicht ausgegoren".

Gestern verkündete er: "Zurück an den Start -so kann das nicht kommen."

Lehrer entscheiden.
Im ÖSTERREICH-Interview sagt als erster ÖVP-Politiker der Chef der Landeshauptleute, Oberösterreichs Josef Pühringer, wie sich die ÖVP den Kompromiss bei der Oberstufen-Reform vorstellt: Das "Modul-System" sei gut, aber es dürfe keine "starre Automatik" beim Aufsteigen mit drei Fünfern geben. Pühringer will die Lehrer entscheiden lassen, ob der jeweilige Schüler trotz zwei bis drei Fünfern wirklich aufsteigen darf.

Der gelernte Lehrer Pühringer fordert gleichzeitig eine "große Reform" der Oberstufe: Für Schüler, die in bestimmten Fächern (etwa Sprachen) Top-Leistungen bringen, könnte die Anforderung in anderen Fächern (etwa in Mathe) gesenkt werden. Pühringers Ziel wäre ein Punktesystem, in dem es keine Fünfer mehr gibt (siehe Interview).

Damit scheint die neue Oberstufe wieder in weite Ferne gerückt. Das Gesetz soll zwar nächste Woche in Begutachtung gehen - käme aber "in dieser Form" laut ÖVP "sicher nicht!"

 

Kein 5er, sondern ein Punkte-System

ÖSTERREICH: Wird die ÖVP der Oberstufen-Reform, dass man künftig mit drei Fünfern aufsteigen darf, zustimmen?
Josef Pühringer: Nicht in der vorliegenden Form. Ich finde das Aufsteigen mit zwei und drei Fünfern prinzipiell gut, weil es ohnehin zu viele Sitzenbleiber gibt. Ich finde auch das Modular-System in der Oberstufe gut. Aber ich bin gegen eine starre Automatik, dass jeder mit drei Fünfern aufsteigen darf. Ich befürchte, dass viele Schüler das Nachholen von drei Fünfern plus dem aktuellen Klassenstoff nicht schaffen werden. Das ist für schwache Schüler zu viel.

ÖSTERREICH: Was wäre die Lösung?
Pühringer: Der Kompromiss sollte sein, dass die Lehrer individuell entscheiden, wer mit zwei und drei Fünfern aufsteigen darf und wer nicht.

ÖSTERREICH: Sind Sie mit der Reform der Oberstufe zufrieden?
Pühringer: Sie greift viel zu kurz. Ich wünsche mir eine große Schulreform, die eine "Schule der Talente" bringt. Das soll eine Schule sein, die die Stärken der Schüler fördert und die nicht ständig auf ihren Schwächen herumreitet. Mein Ziel ist ein Punktesystem, in dem es gar keine Fünfer mehr gibt. Ein Schüler, der in Deutsch und Englisch 130 %leistet, soll auch weiterkommen, wenn er in Mathe und Physik nur 70 % schafft. Ich wünsche mir also ein ganz neues System für die Oberstufe, das die Leistung fördert.

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