Familienministerin Karmasin will stattdessen einen "Tag der Familie" einführen.
Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) will den gesetzlichen freien Tag am 1. Mai abschaffen und stattdessen den Tag der Familie am 15. Mai als neuen Feiertag etablieren. Damit soll die Bedeutung von Familien in Österreich gestärkt werden. "Der Tag der Arbeit ist ein gutes Relikt aus der Vergangenheit", sagte Karmasin am Mittwoch vor Journalisten. Der Tag der Familie sei ein Tag der Zukunft.
Die Gründe
Man würde am 1. Mai nur die Menschen feiern, die im Erwerbsprozess sind, aber es gäbe viele andere, wie etwa Eltern die in der Karenz Kinder betreuen oder Menschen die ältere Personen pflegen und damit nicht im Erwerbsprozess stehen. Daher sei der Tag der Arbeit ein Tag der Vergangenheit und der 15. Mai als Tag der Familie ein Tag der Zukunft.
Karmasin will aber nicht die österreichische Wirtschaft mit noch einem weiteren Feiertag belasten. "Wir werden uns intensiv bemühen, auch wenn nicht bei allen sofort Jubelstimmung aufkommen wird", so Karmasin. Es würde sich um ein neues, zukunftsträchtiges Thema handeln.
Katzian: "Erinnert an Austrofaschisten"
Eine "ungeheuerliche und arbeitnehmerfeindliche Forderung", kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Der 1. Mai sei "untrennbar mit den wichtigsten sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Errungenschaften der Arbeitnehmer verbunden", so Darabos. Beispiele dafür seien der Achtstunden-Tag, das demokratische Wahlrecht oder das Versicherungs- und Pensionswesen.
Harsche Kritik am Karmasin-Vorschlag kam auch von Gewerkschafter Wolfgang Katzian: "Dieser Vorstoß ist ein Affront gegen alle Arbeitnehmer, der nicht ernst zu nehmen ist und der beweist, welcher Geist in Teilen der ÖVP leider offenbar immer noch weht", so der FSG-Vorsitzende in einer Aussendung. "Die Forderung, diesen symbolträchtigen Feiertag abschaffen zu wollen, erinnert an das Jahr 1933, in dem die Austrofaschisten die Maifeiern verboten haben."
Der Wiener SP-Landesparteisekretär Christian Deutsch sieht in Karmasins Vorschlag "eine Kampfansage gegen die Arbeitnehmer in diesem Land". 100.000 Menschen hätten am Wiener Rathausplatz unterstrichen, dass der 1. Mai aktueller denn je sei. "Als ewige Schutzpatronin von Superreichen und Spekulanten versucht die ÖVP derzeit um jeden Preis eine Steuerreform zu verhindern - und in diesem Zusammenhang ist auch Karmasins Forderung zu verstehen", so Deutsch.
Mikl-Leitner: 1. Mai bleibt frei
ÖAAB-Chefin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) versuchte in einer Reaktion die "gut gemeinte Idee Karmasins in richtige Bahnen zu lenken". Die Ministerin setze sich "mit aller Kraft für die Familien ein, mit all ihrem Herzblut und ihrer Kompetenz". Mikl-Leitner sprach sich dafür aus, den 1. Mai zu einem "Tag der Arbeit und Familie" zu machen.
Karmasin: Diskussionsprozess angestoßen
Dem schloss sich Karmasin umgehend an. "Ich freue mich, dass der Diskussionsprozess zu einem Familienfeiertag angestoßen wurde und in Gang kommt", sagte sie. Die Reaktion Mikl-Leitners zeige, "dass das angenommen wird und erste Ideen gibt". Und sie unterstütze eine Umbenennung des 1. Mai: "Mir geht es darum, dass wir einen Familienfeiertag haben, das ist mir das Wichtigste."
Sie rudere nicht zurück und sei auch nicht zurückgepfiffen worden, wies die Familienministerin entsprechende Fragen zurück. Vielmehr habe die ÖVP ihren Vorschlag konstruktiv aufgegriffen. Darüber, dass sie mit ihrem Vorstoß gehörig für Aufregung sorgen könnte, habe sie sich im Vorfeld keine Gedanken gemacht. Außerdem: Ein Familienfeiertag würde ja auch die Arbeitnehmer betreffen, und "das Thema Familie ist wichtiger".
Nun gelte es jedenfalls, sich mit der SPÖ abzusprechen, dass "wir diesen Tag umbenennen".
Die Familienministerin im Foto: Ob sie mit dem Vorschlag punkten wird, ist offen...:
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