Außenministerium warnt
''Österreicher in Italien sollen dringend zurückkehren''
09.03.2020
Nachdem ganz Italien zum Corona-Sperrgebiet erklärt wurde und die Reisefreiheit eingeschränkt wurde, ruft jetzt das Außenministerium alle Österreicher zur Rückkehr auf.
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Nachdem Italiens Regierung wegen der Coronavirus-Epidemie die Reise- und Versammlungsfreiheit im ganzen Land einschränkt, ruft das Außenministerium Österreicher zur Rückkehr auf. "Österreichischen Reisenden wird dringend nahegelegt nach Österreich zurückzukehren", heißt es auf der Homepage des Außenministeriums. Schon zuvor galt für Italien eine partielle Reisewarnung (Sicherheitsstufe 5).
Diese ist für die Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna, Marken und Piemont in Kraft. Vor Reisen wird gewarnt.
Die italienische Regierung hatte am späten Montagabend ein Dekret angekündigt, das bereits am Dienstag in Kraft treten soll. Es sieht die Ausweitung der "roten Zone" vor, also ein grundsätzliches Ein-und Ausreiseverbot sowie eine Beschränkung der Bewegungsfreiheit. Ausnahmen gibt es bei Vorliegen zwingender beruflicher Gründe, Notsituationen oder medizinische Gründe. Die Rückkehr an den Wohnort ist möglich. Die Polizei und andere Ordnungskräfte kontrollieren das Vorliegen der Gründe, informierte das österreichische Außenministerium.
Regierungschef Giuseppe Conte rief die Italiener am Montagabend dazu auf, landesweit auf Reisen zu verzichten. Das Dekret kündigte er mit dem Slogan "Ich bleibe zu Hause" an. Trotz Einschränkungen sollen die Grenzen offen bleiben, das Schengen-Abkommen, das Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen in der EU garantiert, wird nicht ausgesetzt. Er kündigte zudem ein Versammlungsverbot an, das am Dienstag in Kraft treten soll. Die Schulen und Universitäten in ganz Italien bleiben bis zum 3. April geschlossen.
Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln soll es zu keinen Beschränkungen kommen. Man wolle somit den Menschen erlauben, zur Arbeit zu gehen, erklärte der Premier bei einer Pressekonferenz in Rom. Sportliche Veranstaltungen sollen ganz ausgesetzt werden. Zuvor hatte die Regierung bereits die Schließung aller Skigebiete angeordnet.
Auf den italienischen Flughäfen soll weiterhin mit Thermoscanner die Temperatur der Passagiere gemessen werden. Der lombardische Präsident Attilio Fontana begrüßte die jüngsten Maßnahmen der Regierung Conte, er meinte jedoch, sie seien angesichts der eskalierenden Coronavirus-Infektionen noch ungenügend. "Die Zahlen zu den Infektionsfällen sagen uns, dass die Epidemie noch wächst. Das bedeutet besonderen Druck auf das Gesundheitssystem. Nur mit der Einhaltung noch strengerer Regeln können wir diese Epidemie überwinden", so Fontana.
Conte erklärte, die 20 italienischen Regionen seien mit den beschlossenen Maßnahmen einverstanden. Die öffentliche Gesundheit habe über alles den Vorrang, weshalb Bürger Opfer bringen und ihren Lebensstil ändern sollen. "Dies ist Zeit der kollektiven Verantwortung. Wir müssen alle auf etwas verzichten. Wir werden die Epidemie besiegen, wenn wir noch drastischere Maßnahmen zum Schutz unserer Bürger ergreifen. Wir schaffen keine ́rote Zone ́, sondern ganz Italien wird zur geschützten Zone", erklärte der 55-jährige Regierungschef.
Conte, der sich mit der EU-Kommission auf zusätzliche Defizitflexibilität in der Größenordnung von 7,5 Milliarden Euro zur Begrenzung der negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die italienische Wirtschaft geeinigt hat, will von Brüssel noch mehr Spielraum fordern. "Wir denken an die Möglichkeit, Brüssel eine höhere Forderung zu stellen", sagte Conte. Die Regierung hatte vergangene Woche ein Maßnahmenpaket mit wirtschaftsstützenden Maßnahmen verabschiedet.
Der parteilose Premier verurteilte die Revolten, die aus Protest gegen die wegen der Epidemie ergriffenen restriktiven Maßnahmen in 27 italienischen Gefängnissen ausgebrochen sind. Die Regierung werde sich um höchste Vorsichtsmaßnahmen in den italienischen Strafanstalten bemühen. Revolten, Insassenflucht und Verwüstungen seien jedoch nicht tolerierbar, sagte Conte.
Die europaweit beispiellosen Maßnahmen wurden von der Regierung ergriffen, nachdem auch am Montag die Zahl der Coronavirus-Opfer weiterhin drastisch gestiegen ist. Innerhalb eines Tages erlagen 97 Menschen der neuartigen Lungenkrankheit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 463. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 7.985, am Sonntag waren es noch 7.375 gewesen.
Zu den 724 Genesenen zählt inzwischen auch der "Patient 1", der erste am Coronavirus infizierte Italiener. Am Montag konnte er aus der Intensivstation des Krankenhauses der lombardischen Stadt Pavia entlassen werden, er atmet mittlerweile selbstständig. Der 38-jährige Manager des Konzerns Unilever hatte sich wahrscheinlich im Krankenhaus der lombardischen Stadt Codogno angesteckt. Sein Zustand war von den Ärzten als kritisch bezeichnet worden. Er war mit seiner im achten Monat schwangeren Frau ins Spital eingeliefert worden, die inzwischen genesen ist.