Die Reise in den Krieg haben sie mit Notstandsgeldern finanziert.
Zehn Gotteskrieger sind am Montag ( wie berichtet
) festgenommen worden. Neun sind Tschetschenen, der Zehnte ist ein Austrotürke. Sie waren auf dem Weg in den Krieg nach Syrien und in den Irak.
Jetzt sitzen neun von ihnen in Untersuchungshaft. Ein 17-jähriger Tschetschene ist auf freiem Fuß angezeigt worden, wurde zu seinen Eltern nach Wien gebracht. Angeklagt werden die Dschihadisten wegen:
- Bildung einer terroristischen Vereinigung
- Urkundenfälschung
- Sozialbetrug
Größtenteils haben sich die Tschetschenen ihre Reise in den Krieg mit ergaunerter Sozialhilfe finanziert: "Der Sozialbetrug diente zum Auftreiben der nötigen Mittel, um in den Kampfeinsatz fahren zu können", bestätigt Konrad Kogler, Direktor des Amts für Verfassungsschutz und Terrorismus-Bekämpfung.
Kein Job, keine Ausbildung, keine Perspektive
Die jungen Tschetschenen - acht Männer und eine Frau - leben seit Jahren in Österreich. Meist sind sie mit ihren Eltern ins Land gekommen. Alle haben Asylstatus. Die ersten Monate verbrachten sie in Traiskirchen. Inzwischen haben sie Wohnungen in Wien. Auch der 17-Jährige, der auf freiem Fuß auf sein Verfahren wartet, kehrte zu seinen Eltern zurück.
Keiner der jungen Männer hat eine fundierte Ausbildung oder einen Job. Mit der Verhängung der U-Haft wird auch ein Verfahren zur Aberkennung des Asylstatus eingeleitet.
Fanatiker. Drei der Tschetschenen waren bereits im Syrien-Krieg, haben an der Front gekämpft. Sie sind erst vor einigen Monaten zurückgekehrt. Jetzt wollten sie wieder in den Kampf, um sich den köpfenden Mörderbanden der IS-Truppen im Irak anschließen. Wo und von wem die Moslems angeheuert wurden, ist offen: "Selbstverständlich sind Moscheen immer wieder ein Ort der Radikalisierung", sagt Ministerin Mikl-Leitner.
Insgesamt leben rund 1.500 IS-Sympathisanten in Österreich. Wien ist seit Jahren Haupt-Rekrutierungszone für Dschihadisten. Terrorismusbekämpfer Konrad Kogler nennt konkrete Zahlen: "130 Gotteskrieger aus Österreich kämpfen bereits als Dschihadisten im Ausland, sind von dort zurückkehrt oder auf dem Weg zu Kriegsschauplätzen". 40 davon sind österreichische Staatsbürger. Die Zahl ist ansteigend.
Mikl-Leitner: "Null Toleranz"
ÖSTERREICH: Besteht auch gegen Österreich eine Bedrohung durch Dschihadisten?
Johanna Mikl-Leitner: Das lässt sich natürlich nie ausschließen. Tatsache ist aber, dass wir diese Gruppen unter Beobachtung haben. Egal, ob sie sich in Österreich aufhalten oder sich auf dem Weg in den Krieg befinden. Wir werden weiter bedingungslos gegen Dschihadisten vorgehen.
ÖSTERREICH: Wird den Verhafteten der Asylstatus entzogen werden?
Mikl-Leitner: Das Aberkennungsverfahren ist eingeleitet worden. Wir betreiben eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Dschihadisten – das gilt auch für jenen 17-Jährigen, der jetzt auf freiem Fuß angezeigt worden ist. Allein im Vorjahr ist in Österreich 96 Personen - allesamt russische Staatsbürger – der Asylstatus aberkannt worden.
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie in Zukunft gegen radikalen Islamisten die vorgehen?
Mikl-Leitner: Die Zahl der Dschihadisten und radikalen Islamisten steigt an. Wir müssen weitere Maßnahmen setzen und werden den Staatsschutz ganz massiv verstärken.
"Alle 30.000 Tschetschenen in Österreich überprüfen"
FP-Chef Strache fordert Abschiebung der Gotteskrieger.
Neun der mutmaßlichen Dschihadisten sind anerkannte Flüchtlinge aus Tschetschenien, darunter eine Frau. Die Inhaftierten sind zwischen 19 und 32 Jahre alt. Insgesamt genießen rund 30.000 Tschetschenen Flüchtlingsstatus. FP-Chef HC Strache fordert eine Überprüfung aller Tschetschenen in Österreich: "Es ist bereits fünf vor zwölf", sagt er.