Beliebte Mehlspeise

Austrofaschismus-Wirbel: Kardinalschnitte plötzlich rechts?

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Sie ist in jeder Konditorei zu finden und ein Klassiker der heimischen Küche. Doch die Kardinalschnitte soll eine zweifelhafte Herkunftsgeschichte haben.

Luftig lockere Eischneemasse kombiniert mit zartem Biskuit, gefüllt mit Marillenmarmelade – das ist die Kardinalschnitte in ihrer ursprünglichen Form. Abwandlungen wie Ribiselmarmelade oder Kaffeecreme kamen erst später hinzu. Kreiert wurde die Mehlspeise, die heute sogar zu den weltweit beliebtesten Desserts gehört, aber während eines dunklen Kapitels der österreichischen Geschichte.

So entstand die Kardinalschnitte

Erfunden wurde die Kardinalschnitte nämlich von Ludwig Heiner von der K.u.K. Hofzuckerbäckerei L. Heiner in Wien anlässlich des Allgemeinen Deutschen Katholikentages von 7. bis 12. September 1933 – also während des Austrofaschismus. Die Farben Gelb und Weiß der Biskuit- und Baisermasse repräsentieren die Farben des Vatikans.

Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

© heiner.co.at
× Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

 

"Kontroverser" Kardinal als Namensgeber

Wie der "Standard" berichtet, soll Heiner das Dessert aber auch zu Ehren von Kardinal Theodor Innitzer kreiert haben, der Stammgast in der Konditorei gewesen sein soll. So heißt es auch auf der Webseite der Hofzuckerbäckerei L. Heiner: "Dieser süßen Versuchung konnte sich auch Kardinal Theodor Innitzer nicht entziehen. Das Erzbischöfliche Palais liegt übrigens zwischen unserem Stammhaus, der Wollzeile, und dem Stephansdom."

Kardinal Theodor Innitzer

Kardinal Theodor Innitzer

© Getty
× Kardinal Theodor Innitzer

 

Innitzer propagierte "Anschluss"

Laut "Standard" sei die Herkunft der Kardinalschnitte nicht unproblematisch, denn der Katholikentag sei von Kanzler Engelbert Dollfuß instrumentalisiert worden. Er hielt eine Begrüßungsrede und propagierte vor jubelnden Menschenmassen den austrofaschistischen Ständestaat. Die Bischöfe und Innitzer – laut "Standard" eine "kontroverse Figur" – unterstützten großteils seine Pläne. Zudem unterzeichneten Innitzer und die Bischöfe 1938 eine Erklärung an das Volk, bei der Volksabstimmung für den "Anschluss" an Nazi-Deutschland zu stimmen. Einen Begleitbrief signierte der Mann, dem die Kardinalschnitte gewidmet ist, mit "Heil Hitler!".

Tatsächlich wissen heute wohl die wenigsten, wie die Kardinalschnitte zu ihrem Namen gekommen ist. Ob man die Süßspeise deswegen nun weniger genießen kann, muss wohl jeder für sich entscheiden.

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