Treffen am Todestag

AvW-Chef war letzter Haider-Termin

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Gestern startete in Klagenfurt der Prozess gegen den Kärntner Finanzjongleur.

Unter Blitzlichtgewitter betrat Wolfgang Auer-Welsbach gestern Punkt 9.15 Uhr den Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Klagenfurt, wo der Prozess gegen ihn begann. Zurufen, wie "Wolfi, dreh dich kurz noch mal zu mir", kam der 53-Jährige, der seit 9 Monaten in Untersuchungshaft sitzt, gerne und unermüdlich nach.

Dem Chef des 2008 zusammengebrochenen Firmenkonglomerats AvW werden schwerer Betrug, Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen.

Schaden von 420 Mio. Euro
Er soll rund 12.500 Inhaber der von ihm begebenen AvW-Genussscheine um ihr investiertes Geld geprellt haben. Darunter zahlreiche Prominente, wie Außenminister Michael Spindelegger, die Ski-Stars Michael Walchhofer und Fritz Strobl und Schauspielerin Elfi Eschke. Die Anklage geht von einem Gesamtschaden von mindestens 420 Millionen Euro aus. Auer-Welsbach drohen bis zu zehn Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

12.500 Anleger mutmaßlich um zig Millionen geprellt
Erwartungsgemäß erklärte sich Auer-Welsbach am ersten Verhandlungstag in allen Anklagepunkten für "nicht schuldig". "Er hat an sein Lebenswerk geglaubt", sagte sein Anwalt Michael Sommer in seinem Eröffnungsplädoyer. Die zuständigen Behörden hätten über Jahre keine Unregelmäßigkeiten entdeckt. Das Bild seines Mandanten werde zudem häufig falsch dargestellt. Er habe keinesfalls auf Kosten der Anleger ein Luxusleben geführt. Seine Wörthersee-Villa beispielsweise habe er von seinem Vater geerbt.

Die Einvernahme des Angeklagten durch Richter Christian Liebhauser-Karl gestaltete sich dann anfangs etwas holprig. "Herr Angeklagter, quatschen Sie mich nicht dauernd nieder", entfuhr es dem Richter – denn Auer-Welsbach ließ ihm in seinem Redefluss oft nicht einmal Zeit zum Protokollieren.

Und: "Sie springen bei Ihren Antworten ständig hin und her – dabei sind Sie ein promovierter Akademiker und Finanzjongleur", mokierte sich Liebhauser-Karl.

Die Schuld am Zusammenbruch seines Anlagekonstrukts gab Auer-Welsbach gestern erneut seinem ehemaligen Prokuristen. Dessen "Malversationen" hätten zu der Katastrophe geführt.

Heute geht der Megaprozess weiter.
 

Haider traf AvW am Todestag.

ÖSTERREICH-Recherchen ergeben: Der „Fall Auer von Welsbach“ ist politisch brisant. Welsbach traf Haider als Letzter vor dessen tödlichem Unfall.

Die „Causa Auer von Welsbach“ spielt nun auch in den zahllosen Theorien zum Tod von Jörg Haider eine Rolle.

  • Haiders letzter Termin: Neue Recherchen ergeben: Der Finanzjongleur hatte in Wahrheit den letzten Termin vor Haiders Tod. Haider traf den inhaftierten Milliarden-Player an seinem Todestag, dem 10. 10. 2008, um 16 Uhr im Café Moser-Verdino. Wenige Stunden später war Haider tot.
     
  • Treffen bestätigt: Haiders Sekretär Stefan Petzner bestätigt das Treffen gegenüber ÖSTERREICH. „Er hat völlig verzweifelt zu Mittag angerufen und um einen sofortigen Termin gebeten, weil seine Firma zusammenbricht.“
     
  • Was wusste Haider? Haider war damit der Erste, der vom AvW-Desaster erfuhr, sagte dem Finanzer Hilfe vom Land zu (wozu es durch seinen Tod nicht mehr kam). Die spannende Frage: Was wusste Haider? Welche Kontakte hatte er zu Auer von Welsbach? War die AvW in Haiders Parteifinanzierung verwickelt?
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