Zu wenig Katholiken
Bald kein Religions-Unterricht mehr?
23.06.2010
In einer Wiener Volksschule sind nur 2 Schüler römisch-katholisch.
Künftig wird wohl nicht mehr an allem Schulen katholischer Religionsunterricht angeboten werden. "Jeder, der sich mit der demografischen Entwicklung beschäftigt, muss damit rechnen", betonte die Leiterin des Schulamts der Wiener Erzdiözese, Christine Mann. Den österreichweit ersten Fall gibt es nun an einer Wiener Volksschule: Dort sind nur zwei der 200 Schüler römisch-katholischen Glaubens, der Staat bezahlt den Religionsunterricht allerdings erst ab drei Angehörigen einer anerkannten Religion, bestätigt Mann einen Medienbericht.
Mittlerweile hat sich allerdings ein drittes katholisches Kind gefunden. Damit ist eine wöchentliche Einheit im Schuljahr 2010/11 gesichert, wie der zuständige Bezirksschulinspektor Walter Gusterer berichtete.
Demographische Entwicklung
Mann beobachtet die Entwicklung
entspannt. "Das ist keine Frage von Gut oder Böse. Das hat einfach damit zu
tun, dass Österreicher sich entscheiden, gar kein Kind oder maximal eines zu
bekommen und Menschen aus anderen Kulturen eben mehrere." Nachdem sich
dadurch die gesamte Schülerpopulation verändere, sei es nur logisch, dass
immer weniger Kinder katholischen Glaubens in den Schulen sitzen. Von den
mehr als 200.000 Schülern sind laut Stadtschulrat 100.000
römisch-katholisch, die zweitgrößte Gruppe stellen Moslems (35.000).
Die Zunahme von Kindern ohne religiöses Bekenntnis habe unterdessen nur wenig Einfluss. Von jenen 21.000 Schülern würden immerhin zwischen 40 und 45 Prozent dennoch den katholischen Religionsunterricht als Freifach besuchen, schilderte Mann. Wie sich die Zahlen im kommenden Herbst in Folge des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche entwickeln könnten, könne sie allerdings nicht einschätzen.
Ab 3 Kindern Religion im Unterricht
Dass nicht-katholische
Schüler den Religionsunterricht besuchen, führt Mann auf den Wunsch der
Eltern zurück, dass die Kinder sich ein Bild von der Religion machen können.
Schließlich habe diese einen kultureinführenden und identitätsstärkenden
Charakter und sei wichtig als Basis für den interkulturellen und
interreligiösen Dialog.
Dass der Staat ab drei Schülern einer anerkannten Kirche Religionsunterricht anbieten muss, ist seit gut 20 Jahren im Religionsunterrichtsgesetz festgeschrieben. Damit sollte ein Angebot für kleinere Religionsgemeinschaften wie Evangelische (7.500 Schüler) oder Serbisch-Orthodoxe (15.000) geschaffen werden. Nun ist Österreichs größte Glaubensgemeinschaft auf den Schutzparagraf angewiesen. Mann: "Damals hätte niemand daran gedacht, dass einmal der katholische Unterricht davon betroffen sein wird."