Zehn Monate lang hielt Prammer dem aggressiven Krebs stand.
Barbara Prammer verliert den Kampf gegen den Krebs:
„Ja, ich habe Krebs“ – so hat Prammer im September 2013 die heimtückische Krankheit öffentlich gemacht, gegen die sie den Kampf verlor. Welcher Krebs es ist, wollte sie bis zuletzt nicht bekannt machen. ÖSTERREICH respektiert das. Sicher ist: Es handelte sich um eine der aggressivsten Krebsarten – mit einer Überlebenschance von nur fünf Prozent.
Dennoch nahm Prammer den Kampf mit bewundernswerter Würde und Entschlossenheit auf. Seit zehn Monaten hatte sie sich einer Chemotherapie unterzogen: Freitags war die Präsidentin meistens nicht greifbar. Der Termin war gut gewählt – bis Montag hatte sich Prammer fast immer von der Therapie erholt. Die Krankheit sah man ihr kaum an. „Ich bin voller Elan“, sagte sie Ende Juni im ÖSTERREICH-Interview.
Der Rückschlag kam Anfang Juli: Prammer erkrankte an einem Infekt, musste ins Spital. Erstmals konnte sie die Parlamentssitzungen nicht mehr leiten. Nach anfänglicher Besserung musste sie wieder ins Spital. Noch am Dienstag letzter Woche bekam sie Besuch ihrer Mitarbeiter – da ging es ihr schon sehr schlecht. Am Mittwoch dann wurde sie wieder in ihre Wiener Wohnung gebracht – ein Palliativteam des AKH betreute die Sterbende bis zuletzt.
Klassische Musik. Ihren schweren Kampf verlor Prammer am Samstag. Friedlich eingeschlafen soll sie sein – bei klassischer Musik. An ihrer Seite: Sohn Bertram (41) und Tochter Julia (33). Auch Barbara Prammers beide Geschwister standen ihr bis zuletzt bei.
Heinisch: "Die Enkelin war ihr ganzer Stolz"
ÖSTERREICH: Frau Ministerin, Sie waren als SPÖ-Frauenchefin ja die direkte Nachfolgerin von Barbara Prammer, die – wie Sie – auch einmal Frauenministerin gewesen ist …
Gabriele Heinisch-Hosek: Ich verliere mit ihr eine Freundin, und Österreich verliert eine Kämpferin für die Rechte der Frauen. Sie war es ja persönlich, die mich 2009 als ihre Nachfolgerin vorgeschlagen hatte. Ich war ja zunächst nur einfache Abgeordnete gewesen. Doch auch später war sie immer für mich da, wenn ich Rat brauchte. Ich hatte so viele freundschaftlich Gespräche mit ihr.
ÖSTERREICH: Welche Bedeutung hatte Prammer für die Frauenpolitik in Österreich?
Heinisch-Hosek: Ach, da gibt es so vieles: Die Gewaltschutzgesetze für Frauen fielen in ihre Amtszeit, die Gleichstellung der Frau in der Verfassung hat sie durchgesetzt. Sie hat auch die Kindergarten-Milliarde – damals war das in Schilling – durchgesetzt, die die schwarz-blaue Regierung wieder abgeschafft hat.
ÖSTERREICH: Sie haben gesagt, Sie seien mit ihr befreundet gewesen. Wie erlebten Sie ihre Krankheit?
Heinisch-Hosek: Ich habe sie zuletzt am 10. Juli im Krankenhaus besucht – und natürlich haben wir über Frauenthemen und Politik geredet. Sie hatte noch so viel vor und war so optimistisch: Wenn es im Sommer eine Sondersitzung geben sollte, hat sie gesagt, dann werde sie die sicher leiten. Es war auch berührend, wie sich Barbara über ihre kleine Enkeltochter gefreut hat. Sie war ihr ganzer Stolz. Immer hatte sie die Fotos bei sich. Und noch vom Spital aus hat sie mit ihrer Tochter und dem Kind per Skype gesprochen.
(gü)