Der Steirer kündigte seinen Rückzug im kleinen Kreis bereits an.
Fritz Grillitsch legt seine Funktion als Bauernbund-Präsident sowie als Vizeklubchef der ÖVP im Parlament zurück. Dies erklärte er am Donnerstag in einer Aussendung. Sein Nationalratsmandat wird Grillitsch bis zum Auslaufen der Legislaturperiode 2013 behalten. Die Übergabe der Ämter werde zügig und geordnet in den nächsten Tagen erfolgen.
"Nach über zehn Jahren in der Spitzenpolitik ist auch für mich die Zeit gekommen, in ein normales Leben zurückzukehren und mich neuen Aufgaben zu stellen", erklärte er. Der Beschluss sei über den Sommer gereift. Beim Bundesbauernrat im Oktober habe er die programmatische Neuausrichtung des Bauernbundes erreicht. "Nachdem dieses Projekt nun abgeschlossen ist, erscheint mir jetzt als der richtige Zeitpunkt, mich aus der Spitzenpolitik zurück zu ziehen."
Grillitsch hatte den Bauernbund zuletzt in die Schlagzeilen gebracht, als er den umstrittenen deutschen Autor Thilo Sarrazin ("Deutschland schafft sich ab") zu einem Vortrag nach Graz lud. Beim agrarischen Stammklientel bzw. in den Reihen des Bauernbunds soll dieser Termin, der auch Freiheitliche bis hin zu FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache nach Graz gelockt hatte, nur bedingt auf Begeisterung gestoßen sein. Zuletzt hatte er mit der Forderung, nicht integrierten Zuwanderern schrittweise Sozialleistungen zu streichen, auch innerhalb der eigenen Partei irritiert.
Selbstreflexion
In seiner Aussendung äußerte sich Grillitsch nur indirekt zu den jüngsten von ihm ausgelösten Konflikten in der Partei. Der Rücktritt sei für ihn Anlass zu kritischer Selbstreflexion: "Gerade in den letzten Monaten ist mir bewusst geworden, dass es für mich immer schwieriger wurde, zum notwendigen Konsens und Ausgleich der unterschiedlichen Interessensgruppen sowohl innerhalb des Bauernbundes, wie auch im Gefüge der Partei beizutragen", erklärte er. Für morgen, Freitag, 11.00 Uhr ist eine Präsidiumssitzung angesetzt, wo eine "geordnete Übergabe" erfolgen soll, hieß es aus dem Bauernbund.
Über die Nachfolge an der Spitze des einflussreichen ÖVP-Bundes mit rund 300.000 Mitgliedern gab es vorerst keine Informationen. Grillitsch werde beim Präsidium am Freitag seinen Rücktritt offiziell erklären, hieß es nur. Die ebenfalls dort angestrebte "geordnete Übergabe" impliziert aber, dass wohl schon ein neuer Präsident gefunden werden soll. Der scheidende Chef selbst will jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt keine öffentlichen Statements abgeben.