Vor Realisierung
Bauverbot für Moscheen und Minarette in Kärnten
04.10.2007
Das Bauverbot für Moscheen mit Kuppeln und Minaretten in Kärnten scheint schon bald Realität zu werden.
ÖVP und FPÖ schlossen sich am Donnerstag im Landtag einer entsprechenden Forderung des BZÖ an. Der Dringlichkeitsantrag verfehlte zwar die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit, soll aber schon kommende Woche im zuständigen Ausschuss behandelt und in der nächsten Landtagssitzung am 25. Oktober beschlossen werden. SPÖ und Grüne sind dagegen.
Gesetzesvorschläge
"Die Kärntner Landesregierung wird
aufgefordert, dem Kärntner Landtag verfassungskonforme Gesetzesvorschläge
vorzulegen, welche den Bau von Moscheen und Minaretten in Kärnten
verhindern", heißt es in dem von den Orangen eingebrachten Antrag. Die
Begründung ist äußerst kurz gehalten und lautet: "Moscheen und Minarette
passen nicht in die gewachsenen Strukturen unserer Städte und Dörfer. Damit
durch den Bau von Moscheen und Minaretten die Ortsbilder nicht zerstört
werden, sollen geeignete Gesetze dies verhindern."
"Sichtbares Zeichen der Macht"
BZÖ-Klubchef Kurt
Scheuch fand in seiner Antragsbegründung aber sehr deutliche Worte: Moscheen
mit Minaretten seien "sichtbare Zeichen der Macht", was ja auch vom
türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan so dargestellt worden
sei. Laut Scheuch drohe "die Gefahr einer Konfrontation der Kulturen".
Deshalb müsse "die Religionsfreiheit irgendwann einmal ein Ende haben". Ein
Verbot des Baus von Moscheen und Minaretten sei nach den Worten des
BZÖ-Klubchefs "ein Schritt in die richtige Richtung, der europaweit
Beachtung finden wird".
ÖVP will vorher Prüfung
Die ÖVP trug den BZÖ-Antrag
zwar mit, will aber vor einer endgültigen Zustimmung im Rechts- und
Verfassungsausschuss und danach im Landtagsplenum die Angelegenheit durch
den Landesverfassungsdienst prüfen lassen. Klubchef Raimund Grilc sprach von
einer "sehr sensiblen Materie", immerhin sei der Islam in Österreich seit
1912 eine staatlich anerkannte Religion. Es bestehe daher die Gefahr, dass
"bei islamischen Aktivisten die Geister geweckt werden", warnte Grilc.
Nächste Seite: Die Reaktion der Parteien
SPÖ will "Dialog suchen"
SPÖ-Klubobmann Peter
Kaiser rief dazu auf, "nicht die Konfrontation, sondern den Dialog zu
suchen". Es gebe in Kärnten, wo rund zwei Prozent der Bevölkerung Muslime
seien, keinen konkreten Anlassfall für ein gesetzliches Bauverbot von
Moscheen. Für die bevorstehenden Beratungen im Ausschuss verlangte Kaiser
die Beiziehung von Vertretern aller wesentlichen Religionsgemeinschaften
sowie von Verfassungsexperten. Die SPÖ trete jedenfalls "für ein friedliches
Miteinander anstelle des Aufbaus von Grenzen ein".
FPÖ: Ghettobildung
FPÖ-Abgeordneter Franz Schwager - er hat
als Ein-Mann-Fraktion kein Rederecht bei einem Dringlichkeitsantrag -
erinnerte an das Beispiel Telfs, wo die Errichtung einer Moschee mitsamt
Minarett zu einer Ghettobildung geführt hätte. Ansonsten habe er nichts
gegen eine freie Religionsausübung, es gehe nur um das Erscheinungsbild.
Schwager: "Sonst soll jeder nach seiner Facon glücklich werden."
Grüne: "Sozialer Frieden gefährdet"
Nicht zu
Wort gemeldet haben sich im Landtag die Grünen. Deren Sprecher Rolf Holub
hatte jedoch im Vorfeld der Sitzung gemeint, "das derzeitige Rennen zwischen
BZÖ und ÖVP um den politischen rechten Rand ist unappetitlich und gefährdet
den sozialen Frieden". Die jetzige Bauordnung sei Grundlage genug, um das
Ortsbild entsprechend zu gestalten.
Haider für Änderung der Bauänderung
Landeshauptmann
Jörg Haider (B) - er nahm wegen der Landeshauptleutekonferenz in Graz nicht
an der Sitzung teil - will hingegen eine Änderung der Bauordnung, des
Gemeindeplanungsgesetzes und des Ortsbildpflegegesetzes ausarbeiten lassen.
So soll im Ortsbildpflegegesetz ein Paragraf eingefügt werden, wonach
Gebäude, die in architektonischer und kultureller Hinsicht nicht dem
Ortsbild entsprächen, nicht errichtet werden dürfen.