Schmied-Interview
"Bin umgeben von Blockierern"
06.09.2009
Bildungsministerin Claudia Schmied äußerte sich zu den Schulreformen.
ÖSTERREICH: Der Schulherbst bringt für Sie eine Reihe von
Konflikten mit Lehrergewerkschaftern und Ländern. Ein Kampf gegen
Windmühlen? Fühlen Sie sich von Blockierern umgeben?
Claudia
Schmied: Ja, häufig. Mir fällt dazu Don Quijote oder Sisyphos ein. Das
öffentliche Bildungssystem hat sehr starke Beharrungskräfte. Die Aufgabe für
mich ist da groß, aber genau das gibt mir auch Energie und Kraft. Das
Bildungssystem ist einfach über Jahrzehnte nicht erneuert worden. Dass hier
von vielen Seiten blockiert wird, ist also systemimmanent.
ÖSTERREICH:
Das neue Lehrerdienstrecht wird erst nach den Personalvertretungswahlen im
Dezember verhandelt. Skurril, dass darauf gewartet werden muss. Das versteht
doch niemand.
Schmied: Wer letzte Woche die Rhetorik der
Lehrergewerkschaft gehört hat, der versteht, dass hier der Wahlkampf
abgewartet wird. Alles andere wäre sinnlos. Das neue Lehrerdienstrecht ist
ein Jahrhundertprojekt. Das sollte nicht durch Wahlkampftöne gefährdet
werden.
ÖSTERREICH: Was macht Sie glauben, dass die Lehrer
diesmal nicht wieder bremsen?
Schmied: Wir sollten nicht vom
Schlimmsten ausgehen, sondern an die Vernunft glauben. Wir wollen uns ja
auch auf die jungen Lehrer konzentrieren. Wir brauchen attraktivere
Einstiegsgehälter, mehr Leistungsorientierung und es muss mehr Mobilität
möglich sein. Allen muss klar sein: Das neue Dienstrecht ist der Schlüssel
dafür, die öffentliche Schule zeitgemäß zu gestalten. Wenn uns das nicht
gelingt, müssen wir uns um die Zukunft der öffentlichen Schule Sorgen machen.
ÖSTERREICH:
Stichwort Verwaltungsreform: Niederösterreichs Landeshauptmann meint, bei
der Schulpolitik würde zu viel herumgemurkst. Wie ist hier eine gute
Zusammenarbeit möglich?
Schmied: Die Ansinnen
Niederösterreichs in der Frage sind in Zeiten der EU kein Weg in die
Zukunft. Mir geht es darum, den Schulen mehr Verantwortung zu übertragen.
Wir müssen wirklich intensive Gespräche mit den Ländern führen. Aber auch
hier gibt es leider massive Beharrungskräfte wie bei den Lehrern.