Koalition
Bis zuletzt Poker um Ministerien
08.01.2007
Wolfgang Schüssel versuchte Karl-Heinz Grasser zum Verbleib als Finanzminister zu überreden. Alternative: Molterer oder Schüssel selbst.
Bitte warten: So heißt es weiterhin für jene Politiker, die für ein Ministeramt in Frage kommen. Denn am Sonntag wurde zwar die Ressortverteilung zwischen SPÖ und ÖVP von den Parteichefs besprochen, aber erst Montag Abend wollen Alfred Gusenbauer und Wolfgang Schüssel den jeweils Betroffenen mitteilen, in welche Position sie gehievt werden.
Grasser schwankt
So ist auch immer noch offen, ob Karl-Heinz
Grasser weiter in der Politik bleibt. Grasser dazu Sonntag, gegen 17 Uhr, im
Gespräch mit ÖSTERREICH kryptisch: "Who knows?“ Klar ist: Die
ÖVP will Grasser als Finanzminister keinesfalls verlieren. Von den mächtigen
Landeschefs bis hin zu Wolfgang Schüssel sind alle von der Strahlkraft und
inhaltlichen Kompetenz Grassers als Finanzminister überzeugt. Allerdings als
Vizekanzler ist er parteiintern nur schwer durchzubringen. Doch Grasser will
eigentlich beide Regierungsfunktionen. Seine Alternative: Er könnte
jederzeit in die Privatwirtschaft wechseln und hier eines der lukrativen
Angebote, die auf ihn warten, annehmen.
Andererseits fällt Grasser der Abschied aus der Politik schwer. Nach langen Diskussionen mit Schüssel und Gemahlin Fiona zeichnet sich ein möglicher Ausweg ab: Grasser könnte zumindest für ein Jahr als Finanzminister zur Verfügung stehen und erst dann die Geschäfte an einen ÖVP-Politiker übergeben.
Pröll enttäuscht
In der ÖVP selbst rumort es
gleichzeitig, was die Verteilung der Posten betrifft, derzeit gewaltig.
Zukunftshoffnung Josef Pröll soll schwer irritiert sein: Sein
Landwirtschafts- und Umweltministerium soll geteilt werden und die
Umweltagenden könnten ihm somit entzogen werden und zu
SP-Oberösterreich-Chef Erich Haider wandern. Für Pröll wäre eine
Beschneidung seiner Agenden inakzeptabel und er würde für ein derart
abgespecktes Ministerium wohl nicht zur Verfügung stehen.
Klubchef Schüssel
Offen ist weiter, ob ÖVP-Chef Wolfgang
Schüssel in der Regierung bleibt. Als fix gilt, dass er das Vizekanzleramt
seinem Klubobmann Wilhelm Molterer überantworten will. Möglich ist aber,
dass Schüssel sich für ein Ministeramt entscheidet und - falls Grasser wider
Erwarten doch nicht bleibt – das Finanzressort übernimmt.
Letztlich ist am wahrscheinlichsten, dass sich Schüssel für das Amt des ÖVP-Klubchefs entscheidet. Der Zweite Nationalratspräsident Michael Spindelegger dazu in der ORF-Pressestunde: "Wolfgang Schüssel ist 62“. Es sei daher "keine Frage, dass er auch der ÖVP einmal in einer Führungsfunktion Adieu sagen wird."