Kirchenkrise
Bischöfe und Rom vergatterten Wagner zur Mäßigung
13.02.2009
Der künftige Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner ist von österreichischen Bischöfen und Vatikan-Vertretern zur Mäßigung vergattert worden.
Ebenso wurde Wagner zur Beendigung seines Konfrontationskurses aufgefordert. Dies ließ der Grazer Bischof und Vizepräsident der Bischofskonferenz, Egon Kapellari, Donnerstagabend zum Abschluss seines Rom-Besuchs durchklingen. Wagner verbrachte - neben einer Reihe anderer Bischöfe - die vergangenen Tage in Rom, wo ihm offenbar aufgetragen wurde, seiner neuen Funktion als Pontifex, also Brückenbauer, nachzukommen. Zuvor war über Wagner bereits eine Interview-Sperre verhängt worden.
"Wagner muss sich Vertrauen seiner Diözese erarbeiten"
"Der
Bischof soll, muss und wird um Vertrauen bitten", sagte Kapellari. Der
Vizepräsident der Bischofskonferenz kritisierte dabei auch die
Interview-Serie Wagners, in der dieser mit äußerst umstrittenen Aussagen und
konfrontativem Ton viele Katholiken provoziert und eine
Kirchenaustrittswelle losgetreten hatte. Wagner habe "zugegeben nicht sehr
geschickt argumentiert", so Kapellari. "Er hat gezeigt, dass er eine Pfarre
von mittlerer Größe zusammenhält, aber er hat gezeigt, dass er im
Bewusstsein der halbsäkularen Gesellschaft nur oberflächlich daheim ist."
Der Linzer Weihbischof müsse sich nun das Vertrauen seiner Diözese erarbeiten. "Das ist eine Vorgabe an Wagner, von Bischofskollegen, aber auch von hohen Stellen in Rom." Kritik übte Kapellari aber auch an den oberösterreichischen Dechanten, die in einer Abstimmung mit großer Mehrheit gegen Wagner rebellierten. Die Dechanten hätten "auch eine Holschuld an Information" und sollten sich nicht überschätzen. "Das Bischofsamt darf nicht demontiert werden."
"Auch wenn Blödheiten passieren, wir werden sicher keine Sekte"
Niemand
dürfe dabei jedoch "die Legitimation der kirchlichen Hierarchien
bestreiten". Die katholische Kirche sei "keine Spiegelung der Political
Correctness" und auch "keine Spiegelung der Zivilgesellschaft". Für die
Zukunft der katholischen Kirche zeigte sich Kapellari trotz der
gegenwärtigen Krise zuversichtlich. "Auch wenn Blödheiten passieren, wir
werden sicher keine Sekte. Jeder, der die Kirche verlässt, ist einer zu
viel, aber 70 Prozent der Österreicher sind immer noch Katholiken."
Gänswein und Papst-Bruder als Drahtzieher?
Die in
Kirchenfragen für gewöhnlich gut unterrichtete "Frankfurter Allgemeine
Zeitung" (FAZ) berichtete unterdessen, dass es bei der Ernennung Wagners
"direkte Interventionen aus der unmittelbaren Nähe" Papst Benedikts XVI.
gegeben habe. Genannte werden in diesem Zusammenhang Benedikts
Privatsekretär Georg Gänswein, der erst vor kurzem mit dem "Großen Goldenen
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" ausgezeichnet wurde,
sowie Georg Ratzinger, der Bruder des Papstes. Die beiden Ratzinger-Brüder
nahmen vor Jahren an Treffen des konservativen Linzer Priesterkreises teil,
der auch als spirituelle Basis Gerhard Maria Wagners gilt.