Chancengleichheit
Blamage zum Frauentag - Einkommensschere bleibt
08.03.2008
Am Samstag ist Weltfrauentag: Alle appellieren für mehr Chancengleicheit. Leider ändert sich nicht viel.
Eine frauenlastige Woche neigt sich heute, Freitag, dem Ende zu. Im Vorfeld des morgigen Internationalen Frauentages hat es, wie jedes Jahr zu diesem Anlass, kaum eine Partei oder Organisation gegeben, die sich nicht zum Thema Chancengleichheit zu Wort gemeldet hat. Frauenministerin Doris Bures (S) pochte am Freitag auf die Einführung von Frauenquoten in Privatunternehmen. Die ÖVP-Frauen peilen bis ins Jahr 2020 eine "absolute Gleichstellung" an. Die Grünen forderten gesetzlich verankerte Frauenquoten in der Politik. Die FPÖ warnte vor einem "rückständigem Frauenbild". Das BZÖ kritisierte die "vagen Ankündigungen" in Bures' Frauenpolitik.
Einkommensschere
Die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern
klafft indes unverändert auseinander. So haben laut jüngsten Zahlen der
Statistik Austria ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen, wie schon 2005,
auch 2006 nur 78 Prozent des Männereinkommens verdient (Frauen 26.681 Euro,
Männer 34.081 Euro).
Frauenquote
Verpflichtende Frauenquoten will Bures nicht nur an
Universitäten, sondern auch in Privatunternehmen einführen. Als ersten
Schritt setzt sie auf die Koppelung von Wirtschafts- und Forschungsförderung
an frauenfördernde Maßnahmen. Angesichts "positiver Signale" von
verschiedenen Seiten, unter anderem auch aus der Wirtschaft, wittert die
Ministerin nun eine "echte Chance für mehr Chancengleichheit". Damit gemeint
hat die Ministerin auch Vorschläge von Staatssekretärin Christine Marek (V).
Diese hatte dafür plädiert, eine Frauenquote in ein Zusatzprotokoll des
"Corporate Governance Kodex" (Benimmregeln börsennotierter Unternehmen,
Anm.) aufzunehmen.
ÖVP: "Bewußtseinsarbeit"
"Absolute
Gleichstellung" peilen die ÖVP-Frauen bis ins Jahr 2020 an. Dies sei ein
"realistisches Ziel", befanden ÖVP-Frauenbundesleiterin Maria Rauch-Kallat,
die ÖVP-Bundesgeschäftsführerin Michaela Mojzis und
ÖVP-Frauen-Generalsekretärin Monika Posch. Als Priorität für 2010 nannte die
Ex-Frauenministerin gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Außerdem wollen die
ÖVP-Frauen in der nächsten Legislaturperiode eine stärkere Männerbeteiligung
an der Familienarbeit "durch Bewusstseinsarbeit" erreichen.
Auf Aktionismus setzten die Grünen. Vizeparteichefin Eva Glawischnig und Frauensprecherin Brigid Weinzinger verkleideten sich mit historischen Gewändern und erneuerten ihre Forderung nach einer gesetzlich verankerten Frauenquote in der Politik. Um einen Frauenanteil von 50 Prozent zu erreichen, schlagen sie eine Koppelung der Frauenquote an die Parteiförderung vor.
"Rückständiges Frauenbild"
Vor einem
"rückständigen Frauenbild" durch "unkontrollierte Zuwanderung" warnte die
Bundesobfrau der Initiative Freiheitlicher Frauen Monika Mühlwerth. Sie
pochte zusammen mit anderen FP-Frauenvertreterinnen auf das französische
Modell des Familiensplittings.
Bildungsministerin Claudia Schmied (S) verwies auf die Wichtigkeit von "geschlechtssensiblem Unterricht" für mehr Chancengleichheit in der Bildung. Die Frauen bei "der Wahl ihres individuellen Lebenswegs" ganz allgemein unterstützen will Familienministerin Andrea Kdolsky (V).