Gesetze auf Eis
Blockade im Parlament
20.11.2009
Im Parlament geht fast nichts mehr: Der Krieg zwischen Regierung und Opposition wegen der Ministerladungen spitzt sich dramatisch zu.
Das Parlament liegt ab nächster Woche de facto lahm. Der Krieg zwischen den Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP und der Opposition ist am Freitag nochmals eskaliert. Der Grund: Die Regierung weigert sich beharrlich, die zuständigen Ministerinnen Maria Fekter und Claudia Bandion-Ortner in den Spitzel-Untersuchungsausschuss zu laden.
Eskalationsspirale dreht sich immer weiter
Donnerstagabend
hatten die Oppositionsparteien FPÖ, BZÖ und Grüne einen Pakt geschlossen und
die sofortige Blockade von Verfassungsgesetzen angekündigt. Für deren
Beschluss brauchten SPÖ und ÖVP zumindest das Ja einer der drei
Oppositionsparteien. Jetzt können zahlreiche wichtige Gesetze nicht
beschlossen werden.
Am Freitag schossen die Klubobleute Josef Cap (SPÖ) und Karlheinz Kopf (ÖVP) zurück: Sie ließen die Verhandlungen im sogenannten Geschäftsordnungskomitee abbrechen. Soll heißen: Die von den Oppositionsparteien angestrengte Reform der U-Ausschüsse und der Minderheitenrechte im Parlament liegt vorerst auf Eis.
Diese Gesetze werden blockiert:
Dienstleistungsrichtlinie
Kinderrechte
ORF-Gesetz
Datenschutzgesetz
Lissabon-Vertrag
Verwaltungsreform |
Totalblockade
und Marathonsitzungen
Was prompt eine harte
Gegenreaktion auslöste. BZÖ-Chef Josef Bucher kündigte gegenüber ÖSTERREICH
die Totalblockade an: Die drei Oppositionsparteien werden ab sofort jede
Woche eine Sondersitzung beantragen. Schon kommende Woche werden sie
ÖVP-Chef Josef Pröll ins Visier nehmen, denn vor allem der Grüne Peter Pilz
macht die ÖVP für die harte Haltung im U-Ausschuss verantwortlich.
Nicht nur das: Bucher will den Parlamentsbetrieb überhaupt lahmlegen – und dabei wollen die drei Oppositionsparteien alle Register ziehen: FPÖ, BZÖ und Grüne werden im Hohen Haus Marathonsitzungen provozieren. Sie planen Dauerreden (Filibuster), für jeden Abstimmungspunkt eine langwierige namentliche Abstimmung zu beantragen. Die Folge: Drei-Minuten-Abstimmungen dauern künftig ein paar Stunden – nichts geht mehr.
Der Grüne Peter Pilz droht gegenüber ÖSTERREICH an, die Blockade bis über den kommenden März hinaus fortzusetzen. Die ÖVP habe den U-Ausschuss abgedreht, weil der zu erfolgreich gewesen sei. Und die SPÖ habe sich in Geiselhaft der unbeugsamen Schwarzen begeben.
Opposition
hält das nicht durch
SPÖ-Klubchef Josef
Cap weist das im Interview mit ÖSTERREICH zurück, bleibt aber dabei: Derzeit
sei es nicht nötig. Minister in den U-Ausschuss zu laden. Cap glaubt
außerdem, dass die Opposition ihre Blockade nicht durchhalten wird: „Die
Bevölkerung erwartet, dass wir arbeiten und nicht dauernd streiten. Die
Opposition wird einmal erklären müssen, warum so wichtige Vorhaben wie die
Verankerung der Kinderrechte in die Verfassung nicht beschlossen werden
können.“ Cap hofft jetzt auf einen Gipfel aller Klubobleute.