Jetzt spricht Chefin

Bombeneinschlag begräbt Kardinalschnittengeheimnis für immer

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Die Kardinalschnitte ein Symbol für den Austrofaschismus? Jetzt spricht die Chefin der Konditorei Heiner, wo vor 90 Jahren die weltbekannte Schnitte geschaffen wurde.

Sie ist in jeder Konditorei zu finden und ein Klassiker der heimischen Küche:  Doch die Kardinalschnitte soll eine zweifelhafte Herkunftsgeschichte haben. Erfunden wurde die Kardinalschnitte nämlich von Ludwig Heiner von der K.u.K. Hofzuckerbäckerei L. Heiner in Wien anlässlich des Allgemeinen Deutschen Katholikentages von 7. bis 12. September 1933 – also während des Austrofaschismus. Die Farben Gelb und Weiß der Biskuit- und Baisermasse repräsentieren die Farben des Vatikans. 

Im "Standard" stand, die Herkunft der Kardinalschnitte sei nicht unproblematisch, denn der Katholikentag sei von Kanzler Engelbert Dollfuß instrumentalisiert worden. Er hielt eine Begrüßungsrede und propagierte vor jubelnden Menschenmassen den austrofaschistischen Ständestaat. Die Bischöfe und Innitzer unterstützten großteils seine Pläne. Erst später - 1938 - unterzeichneten Innitzer und die Bischöfe dann eine Erklärung an das Volk, bei der Volksabstimmung für den "Anschluss" an Nazi-Deutschland zu stimmen. Einen Begleitbrief signierte der Mann, dem die Kardinalschnitte gewidmet ist, mit "Heil Hitler!". 

"Wir sehen die ganze Diskussion gelassen"

oe24 erreichte die heutige Chefin der berühmten Konditorei Heiner, Verena Eissner-Eissenstein. Sie führt die 1840 gegründete Konditorei mit ihrem Mann Michael Stuller in der mittlerweile 6. Generation und sagt: "Wir sehen die Diskussion gelassen. Es ist wichtig, dass man über diese Zeit spricht."

Zur Entstehungsgeschichte der weltbekannten Kardinalschnitte sagt die Konditorei-Chefin: "Der Urgroßvater meines Mannes war ein geschäftstüchtiger Mann. Er sah im Katholikentag einen Anlass, ein Produkt zu schaffen. Durch die Konditorei in der Wollzeile gab es ein örtliches Naheverhältnis zum Erzbischöflichen Palais und dem Stephansdom, wo auch viele Vorfahren getauft wurden."

Seniorchef Paulus Stuller  ergänzt: "Die ganze Innenstadt war 1933 auf den Katholikentag abgestimmt. Innitzer war damals erst seit kurzer Zeit Kardinal."

Bombeneinschlag

Wie der Schöpfer der Kardinalschnitte, Ludwig Heiner, wirklich gedacht hat über die damalige Zeit ist heute für seine Urenkel nicht mehr klar herauszufinden. "Ein Bombeneinschlag in der Wollzeile vernichtete im zweiten Weltkrieg sämtliche Aufzeichungen, die er dazu gemacht haben könnte", sagt Konditorei-Chefin Eissner-Eissenstein oe24.

Innitzer: "Jesus ist der einzige Führer"

Kardinal Theodor Innitzer habe ein "zwiespältiges Verhältnis zum Nationalsozialismus gehabt", schreibt der Standard. Nach anfänglicher Befürwortung hielt er dann später im Stephansdom eine Rede vor tausenden Besuchern und erklärte, dass Jesus Christus der einzige Führer sei – für manche der Beginn des katholischen Widerstands.

Im Nationalsozialismus führte Innitzer das kirchliche Leben im Untergrund fort und unterstützte die Hilfsstelle im erzbischöflichen Palais, die Juden zur Flucht verhalf. Die Kardinalschnitte ist heute ein Aushängeschild in der Kuchenvitrine jeder Konditorei des Landes.  

Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

© heiner.co.at
× Ludwig Heiner, Erfinder der Kardinalschnitte

 

Kardinal Theodor Innitzer

Kardinal Theodor Innitzer

© Getty
× Kardinal Theodor Innitzer

Der „Heiner“ ist die älteste k.u.k. Hofzuckerbäckerei in Wien, die seit ihrer Gründung 1840 durchgehend in Familienbesitz war und ist. 

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