Langsam verlieren die Pädagogen die Geduld - wenngleich eine Verhandlungslösung noch immer als präferierte Variante gilt.
Vor der heutigen vierten Verhandlungsrunde zwischen SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied und der Lehrer-Gewerkschaft im Streit um die geplante Verlängerung der Unterrichtsverpflichtung haben die Gewerkschafter die von Schmied genannten Budgetzahlen in Frage gestellt. Die Personalvertreter glauben, dass der Bedarf geringer ist und mit den von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen wie Altersteilzeit abgedeckt werden könnte.
Höhe gerechtfertigt?
"Wir werden hinterfragen, ob die Höhe
des Budgetbedarfs, den Schmied nennt, gerechtfertigt ist", so die Chefin der
AHS-Lehrergewerkschaft, Eva Scholik. Schmied hatte die längere
Unterrichtsverpflichtung immer mit dem Bedarf von 180 Mio. Euro im laufenden
Jahr und 345 Mio. Euro 2010 begründet.
Weniger Arbeit für Ältere
Der Chef der
Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Walter Riegler, ortet ein "reges Interesse
älterer Kollegen, im Alter weniger zu arbeiten". Genau das sieht der
Alternativvorschlag der Gewerkschafter vor: Ältere Lehrer sollen freiwillig
zwei bis drei Stunden weniger unterrichten können. Wegen der großen
Gehaltsunterschiede könnten mit einer Stunde weniger Untericht eines älteren
Lehrers fast zwei Stunden eines jungen finanziert werden. So könne man den
Mehrbedarf an Unterrichtsstunden kostenneutral aufbringen, so die
Gewerkschaft.
Über Ostern nachdenken
In einer vor der Verhandlung
verteilten Punktation des Unterrichtsministeriums mit den bisherigen
Vorschlägen Schmieds wird beklagt, dass die Lehrer-Gewerkschaft "trotz
Einsicht in die angespannte Budgetsituation bisher keine
Alternativvorschläge präsentiert" habe. Zu dem Altersteilzeit-Vorschlag wird
betont, dass die Ministerin an einer Diskussionen des Modells interessiert
sei. Allerdings müsse damit der Finanzbedarf gedeckt werden. Zur Klärung
weiterer Fragen zum Budgetbedarf, bot Schmied der Gewerkschaft die Bildung
einer Arbeitsgruppe über die Osterferien an.
Streik "nur vorbereitet"
Der Chef der
Lehrergewerkschaft an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, Jürgen
Rainer, der zuletzt noch von einem drohenden Generalstreik gesprochen hatte,
sieht diesen Begriff jetzt "nicht glücklich gewählt". Und auch Riegler ist
für "eine gemeinsame Verhandlungslösung". Gewerkschaftliche Maßnahmen seien
"vorbereitet, aber nicht in Umsetzung".
Ausstieg aus Gespräch
Riegler sieht die Schuld an der
aufgeheizten Stimmung bei Schmied. Er erinnerte an den Auftritt Schmieds vor
Lehrern in Linz auf Einladung des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker
(BSA), wo es Pfiffe und Buhs für die Ministerin gegeben hat. "Wenn sogar die
eigenen Parteigenossen so reagieren, sollte die Ministerin ihr Vorgehen
hinterfragen", so Riegler. Rainer wiederholte seinen Vorwurf, dass Schmied
nur "Scheinverhandlungen" führe und drohte, "wenn die Ministerin heute nicht
einen deutlichen Gesinnungswandel zeigt, überlege ich, mit meiner Truppe
nicht weiter mitzumachen".