Umbenennung
Brücke über die Drau heißt jetzt Jörg-Haider-Brücke
24.01.2009
Im Rahmen eines Festaktes ist am Sonntag eine Brücke über die Drau in Kärnten in Jörg-Haider-Brücke umbenannt worden.
Das bisher Lippitzbachbrücke genannte Bauwerk gilt als Musterprojekt des BZÖ-Verkehrsreferenten und nunmehrigen Landeshauptmanns Gerhard Dörfler in Unterkärnten und wurde 2005 fertiggestellt. Von einer "Brücke der Begegnung" und einer "Brücke für die Ewigkeit" sprach Dörfler in seiner Festrede. Kritik an der Umbenennung fünf Wochen vor der Landtagswahl kam vonseiten der Grünen, der sozialistischen jungen Generation (SJG) und von der slowenischen Einheitsliste (EL).
"Tragen Jörg Haider im Herzen"
"Wir tragen Jörg
Haider im Herzen und stehen zu seinen Visionen", sagte Dörfler vor rund 700
Festgästen. Kritikern richtete er aus, dass auch nach dem ehemaligen
Bundeskanzler Bruno Kreisky Plätze und Straßen benannt seien. Und was
Kreisky verdiene, stehe auch Haider zu, meinte Dörfler. Neben dem
Landshauptmann traten noch Landtagspräsident Josef Lobnig (B) und der
Stiftspfarrer von Gurk, Gerhard Kalidz, als Festredner auf.
BZÖ-Landesparteichef Uwe Scheuch oder andere BZÖ-Granden aus dem Bund ließ
sich nicht blicken.
Dörfler verfügte die Umbenennung im Alleingang in seiner Funktion als Straßenbaureferent. Ein kollegialer Beschluss der Landesregierung war nicht notwendig. Schon einmal musste das 9,5 Mio. Euro teure Bauwerk für eine Aktion des BZÖ herhalten: Im Rahmen der Fertigstellung wurde ein Abschnitt der Betondecke orange - in der Farbe der damals frisch entstandenen Bewegung - eingefärbt. Die Brücke ist 455 Meter lang und erhebt sich an ihrer höchsten Stelle 96 Meter über dem Grund. Mit der Errichtung wurde der Raum um die Stadt Bleiburg enger an die Südautobahn (A 2) angeschlossen.
Der Zeitpunkt zur Brückenumtaufe war bewusst gewählt, am Montag hätte der tödlich verunfallte Haider seinen 59. Geburtstag gefeiert. Er war in der Nacht auf den 11. Oktober 2008 in Lambichl (Bezirk Klagenfurt Land) mit seinem Auto mit stark überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen. Der BZÖ-Politiker war zum Unfallzeitpunkt stark alkoholisiert.
Kritiker: "Unnotwendiges Schauspiel"
Der EL-Vorsitzende
Vladimir Smrtnik sieht in der Umbenennung von Bauten nach Politikern
hingegen wenig Sinn. "Das erinnert stark an totalitäre Regime, die alles
Mögliche nach ihren Führern zu benennen pflegen", kritisierte Smrtnik. Die
Umbenennung einer Brücke, die mit Steuergeld finanziert wurde, sei "heller
Wahnsinn", meinte der SJG-Landesvorsitzende Michel Raunig.
Als "unnotwendiges Schauspiel", bezeichnete die stellvertretende Landessprecherin der Grünen, Zalka Kuchling, den Festakt. Historisch gewachsene Flur- und Ortsnamen sollten nicht austausch- und veränderbar sei, meinte Kuchling. Bereits die Vorgängerbrücke des aktuellen Bauwerks, das die Gemeinden Bleiburg und Ruden verbindet, hatte Lippitzbachbrücke geheißen. Der Lippitzbach mündet unweit der Brücke in die Drau.