BZÖ-Chef kritisiert "Söldner"
Bucher: "Stronach bot mir 500.000 Euro"
29.08.2012
BZÖ-Mandatarin Kaufmann-Bruckberger wechselt - Bucher: "Mandatskauf"
BZÖ-Mandatarin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger wechselt als vierte Abgeordnete zur Stronach-Partei. Ex-BZÖ-Mandatar Robert Lugar stellte sie am Mittwoch in Oberwaltersdorf vor. "Mir hat der Auftritt Frank Stronachs gefallen, seine Ideen", begründete sie ihren Austritt ebenfalls von den Orangen.
Bucher: Angebot von Stronach
BZÖ-Chef Josef Bucher reagierte mit scharfer Kritik auf den Wechsel. Es sei "ein Skandal, dass man Mandate kaufen kann", sprach er in einer Pressekonferenz von ihm zu Ohren gekommenen Angeboten von 15.000 Euro brutto monatlich. Ihm selbst habe der Milliardär 500.000 Euro angeboten, aber "da hat sich Stronach seinen letzten Zahn ausgebissen".
Als erstes habe er es bei ihm versucht, aber er habe Stronach gesagt, "dass ich meine BZÖ-Familie nicht verlasse". Dass sich der Milliardär offenbar besonders intensiv um die Orangen bemüht, liege wohl daran, dass ihm das BZÖ-Programm so gefalle, meinte Bucher. Denn Stronach habe ihm gesagt, er sei "ein glühender Anhänger meiner Politik".
Am Beispiel Stronach zeige sich, "was für ein korruptes Politsystem wir in Österreich haben" und "wie Menschen, die über Milliarden verfügen, diese Demokratie aushebeln können", so Bucher. Dem müsse man "einen Riegel vorschieben", sonst werde die Demokratie in zehn Jahren nicht mehr vom Volk, sondern von denen gelenkt, die "Macht, Einfluss und Geld haben".
Stronach lässt dementieren
Hätten sich Bucher und Frank Stronach auf ein "weiteres gemeinsames Vorgehen" geeinigt, hätte der Milliardär den Wahlkampf der Orangen finanziell unterstützt, "beginnend mit 500.000 Euro für Plakate etc." Dies teilte Kathrin Nachbaur, die Leiterin des Stronach "Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit" in einer Aussendung mit.
Sie sei bei jedem Treffen Stronachs mit Bucher dabei gewesen. Nie sei davon die Rede gewesen, "dass das Geld für Josef Bucher persönlich sei", betonte Nachbaur.
Partei auf dem Weg zur Klubgründung
"Wir sind stramm auf dem Weg zur Klubgründung", hielt Lugar in Stronachs Golfclub Fontana fest. Weiterhin spreche man daher mit Interessenten aller Parteien, auch ÖVP und SPÖ, meinte er. Teilweise kommen die Interessenten auf die Stronach-Unterstützer zu, teilweise sei es umgekehrt. "Wir wollen hauptsächlich unbelastete Abgeordnete. Von Hinterbänklern zu sprechen, halte ich für eine negative Darstellung", so Lugar. Ihnen sei wichtig, dass die Neuzugänge die Werte der neuen Partei unterstützen. Man habe daher auch Interessenten abgelehnt.
Lugar selbst könnte dann auch Klubobmann werden: "Ich stehe generell für alles zur Verfügung." Die Chancen auf eine Klubgründung schätzt er dabei als "sehr gut" ein. Diese könnte bereits in den nächsten Wochen, vielleicht noch vor Parteigründung Ende September erreicht werden.
Kaufmann-Bruckberger wechselt
Elisabeth Kaufmann-Bruckberger hat mit Stronach vor ein paar Wochen gesprochen. Dieser habe ihr dann Zeit gegeben, sich einen Wechsel zu überlegen. Ein Zeitungsbericht über Bucher, in dem er erklärt habe, jeder Wechselwillige solle dies tun, habe ihr schließlich "die Erlaubnis, bei gutem Wind und in Freundschaft auszutreten" gegeben, erklärte sie. Bei der Pressekonferenz kritisierte sie unter anderem das "Total-Versagen" der Regierung bei den Themen Staatsschulden und Armut bei gleichzeitiger Anhebung der Parteienförderung.
Dass Stronach als "Multi-Millionär" etwas für Österreich tun will, habe sie beeindruckt, schließlich könnte er sich längst "zurücklehnen": "Das gefällt mir sehr gut." Geld oder ein Jobangebot für die Zeit nach der Politik habe sie laut eigenen Angaben von Stronach nicht bekommen: "Ich bin Abgeordnete und bekomme mein Gehalt vom österreichischen Steuerzahler." Der Familienbetrieb - die Gumpoldskirchnerin stammt aus einer Weinbau- und Gastgewerbefamilie - sei "Auffangnetz genug", erklärte sie auf Nachfrage. Es gebe aber die Möglichkeit finanzieller Zuwendung für jene, die sich die Politik sonst nicht leisten könnten.
Kaufmann-Bruckberger übernahm im Dezember 2011 den BZÖ-Abgeordnetensitz von Ewald Stadler, der ins Europaparlament wechselte. Für den Austro-Kanadier Stronach sind nun neben der neuen Unterstützerin und Lugar auch noch der aus der SPÖ ausgetretene Gerhard Köfer und der "wilde" Mandatar Erich Tadler (früher BZÖ) im Hohen Haus.