136 Ortschefs von SPÖ, ÖVP und "Bürgerlisten" werben für VdB.
Mit einem Appell vor allem an Nicht- und Weißwähler, am 4. Dezember für Alexander Van der Bellen zu stimmen, wenden sich nun knapp eine Woche vor der Hofburg-Wahl dutzende Ortschefs an ihre Gemeindebürger. Der frühere Grünen-Chef stehe für "Verlässlichkeit, Besonnenheit und politische Stabilität". 136 Bürgermeister "können eigentlich nicht irren", betonte Schirmherr Franz Fischler.
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Gemeinden gibt es in Österreich derzeit freilich insgesamt 2.100. In einer davon, nämlich im niederösterreichischen Klosterneuburg, regiert ÖVP-Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager. "Wen wählen's denn, Herr Bürgermeister?", höre er oft in letzter Zeit, erzählte Schmuckenschlager am Freitag bei einer Pressekonferenz. Er stehe bei dieser Wahl vor der Herausforderung, dass er keinen Parteifreund wählen könne. Als "Österreicher und Vater" sei für ihn entscheidend, dass man die EU weiterentwickle, "aber mit und nicht ohne Österreich", auch liege ihm die Umwelt am Herzen und zuletzt wünsche er sich einen möglichst unabhängigen Bundespräsidenten - für ihn gewährleiste Van der Bellen dies alles. In seiner Gemeinde war Van der Bellen schon bei der Stichwahl im Mai erfolgreich, er erreichte in Klosterneuburg 65 Prozent.
Anders schaut es da schon bei SPÖ-Bürgermeisterin Karin Baier im niederösterreichischen Schwechat aus: Dort schaffte Van der Bellen im Mai nur 46 Prozent, überhaupt tat sich der Ex-Grünen-Chef am Land schwer. "Ihr müsst keine erklärten Van der Bellen-Fans sein", um ihn am 4. Dezember zu wählen, wirft sich Baier dennoch für den Ex-Grünen in die Wahlschlacht. Van der Bellen sei "ein Mann mit Hirn und Herz". Auch in der oberösterreichischen 850 Seelen-Gemeinde Steinbach am Ziehberg lag Van der Bellen bei der Stichwahl nur bei 48 Prozent. SPÖ-Bürgermeisterin Bettina Lancaster will die Hoffnung aber nicht aufgeben, stehe Van der Bellen doch für "Anstand" und "Fairness".
Stimme der Vernunft
"In diesen extrem unsicheren Zeiten braucht es eine Stimme für Vernunft und für Berechenbarkeit", stimmte auch der Tullner ÖVP-Bürgermeister Peter Eisenschenk ins Loblied ein. Dass sich dagegen zuletzt ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka für FPÖ-Kandidat Norbert Hofer ausgesprochen hatte, findet Eisenschenk auch "vollkommen okay" - in der Volkspartei sei "Platz für viele Meinungen". Für sein Engagement sei er bisher in der Gemeinde nicht kritisiert worden.
Der frühere ÖVP-Politiker und EU-Kommissar Franz Fischler, der als Schirmherr der Initiative "Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für Van der Bellen" agiert, betonte, dass die Ortschefs die "Anliegen an der Basis", aus den Dörfern, vertreten. Es werde nicht möglich sein, alle Gemeinden "umzudrehen", "da muss man realistisch sein", räumte er aber ein. Man wende sich aber an die Unentschlossenen, die Weißwähler und die neu hinzugekommen Jungwähler. Das größte Anliegen sei: "Bitte hingehen und wählen!"
136 Ortschefs
Die Initiative unterstützen derzeit 136 Ortschefinnen und -Chefs von SPÖ, ÖVP oder "Bürgerlisten" aus allen neun Bundesländern. "Wir sind der Meinung, dass Österreich gerade in unruhigen Zeiten eine Persönlichkeit an der Spitze des Staates braucht, die für Verlässlichkeit, Besonnenheit und politische Stabilität steht", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. "Alexander Van der Bellen muss man nicht aus Begeisterung, aber nach reiflicher Überlegung wählen", versucht man Skeptiker zu überzeugen. Erwähnt wird in der Erklärung auch, dass der Ex-Grünen-Chef im Kaunertal in den Tiroler Bergen aufgewachsen ist und ihm die Stärkung der ländlichen Regionen "genauso wichtig" sei wie die Städte.
Aus Van der Bellens Heimat-Bundesland Tirol listet man denn auch unter anderem den Kaunertaler Bürgermeister Josef Raich (ÖVP) und Innsbrucks Oberhaupt Christine Oppitz-Plörer (Bürgerliste) auf. In Vorarlberg kann der Kandidat etwa auf Unterstützung des Altacher Bürgermeisters Gottfried Brändle und seines Lustenauer Kollegen Kurt Fischer (beide ÖVP) zählen. Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) wirbt ebenfalls für Van der Bellen.
Von steirischer Seite sind unter anderem Hannes Dolleschall (SPÖ) aus Judenburg, Josef Ober (ÖVP) aus Feldbach und Christoph Stark (ÖVP) aus Gleisdorf dabei, aus Kärnten die roten Bürgermeister aus Villach, Günther Albel, und Klagenfurt, Maria-Luise Mathiaschitz. Im Burgenland setzt sich unter anderem Kurt Lentsch (ÖVP) aus Neusiedl am See für Van der Bellen ein, in Wien Stadtoberhaupt Michael Häupl (SPÖ).