Der FP-nahe Höbelt hält die Fusion von FPÖ und Kärntner BZÖ für eine "vernünftige Entscheidung".
Die Fusion der FPÖ mit dem Kärntner BZÖ ist für den FP-nahen Historiker Lothar Höbelt vorhersehbar gewesen. Lediglich der Zeitpunkt habe ihn überrascht, erklärte Höbelt im Gespräch. Klar sei aber, dass das BZÖ durch die Kritik an einer möglichen Verantwortung für das Debakel rund um die Hypo Alpe Adria nun "billiger" zu haben gewesen sei.
Kaum Auswirkungen fur FPÖ
Das Hypo-Desaster und das damit in
Kritik geratene Kärntner BZÖ ist für Höbelt "eindeutig" der Grund, warum es
nun zur Verschränkung mit der FPÖ kam. Die Position des Kärntner
BZÖ-Landeshauptmannes Gerhard Dörfler sei "geschwächt", außerdem habe
Landesparteichef Uwe Scheuch stets mit der Wiedervereinigung geliebäugelt.
Nun habe FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die erfolgreiche Kärntner
Landesgruppe zurückholen können und sich gleichzeitig die "ungeliebten"
BZÖ-Abgeordneten Herbert Scheibner und Ewald Stadler erspart.
Auf die FPÖ habe die Entscheidung "relativ wenig" Auswirkung, glaubt Höbelt. Strache könne aber, wenn er es wolle, nun einen gewissen Kurswechsel einschlagen und das bürgerliche Element stärker betonen. "Die Blinddarmfraktion wird sicher im stillen Kämmerlein jammern", doch die meisten seien für eine Wiedervereinigung gewesen - im Hinblick auf die letzte Nationalratswahl, bei der FPÖ und BZÖ gemeinsam über 28 Prozent erreicht hätten, sei dies ja auch "vernünftig".
Bundes-BZÖ vor dem Aus
Anders schätzt Höbelt die Situation
für das Bundes-BZÖ ein: Theoretisch könne die Partei nun "endlich sagen, was
sie will", ohne dass alle kritisieren würden, das Kärntner BZÖ gehe einen
anderen Weg. Das müsse man "austesten", Überlebenschancen gebe es aber
trotzdem "keine". Bei Bundeswahlen schätzt Höbelt das Potenzial
von einer gemeinsamen Liste der FPÖ und des Kärntner BZÖ auf etwa 20
Prozent, denn letzteres würde nur etwa zwei Prozent mitbringen.
Auch bei den nächsten Kärntner Landtagswahlen werde sich "wenig ändern", meinte Höbelt. Auswirkungen könnten dort aus derzeitiger Sicht lediglich der schrumpfende "Haider-Bonus" und das Hypo-Desaster haben. Die Zusammenarbeit von FPÖ und den "Freiheitlichen in Kärnten" (FPK) könnte den Regierungsparteien allerdings trotzdem gefährlich werden, glaubt der Historiker: Während die FPÖ bisher vor allem im Wählerteich der SPÖ gefischt und man die ÖVP-Wähler eher dem BZÖ überlassen habe, könnte Strache künftig wieder versuchen, "von beiden Seiten Wähler zu gewinnen".