Bundespräsident Heinz Fischer hätte sich von der neuen Regierung eine Abschaffung der Studiengebühren gewünscht. Das machte er am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" klar.
Er sei immer dafür eingetreten, die Unis von möglichst allen sozialen Barrieren zu befreien, weshalb er einst auch im Nationalrat gegen die Beiträge gestimmt hätte. Jetzt wäre er "froh gewesen, wenn man auf die Studiengebühren verzichten kann", erklärte das Staatsoberhaupt.
Dass man den Koalitionspakt jetzt wegen der Gebühren noch einmal aufschnüren könnte, wie dies einzelne SPÖ-Spitzenfunktionäre erwogen hatten, glaubt Fischer nicht: "Was man unterschrieben hat, das hält man ein." Dies sei auch eine wichtige Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Allerdings könne man im Regierungsprogramm vereinbarte Punkte weiterentwickeln. Man könne ja im Lauf des Lebens klüger werden.
Neuerlich zeigte der Bundespräsident Verständnis für die Proteste der Studenten wegen der Gebührenfrage: "Irgendwie kann ich mich in die jungen Menschen hereinversetzen, weil ich selber mal Hochschulfunktionär war." Und auch da habe er nicht immer das als richtig empfunden, was die handelnden Politiker gemacht haben. So sei auch er im Zusammenhang mit sozialen Fragen für Studierende auf die Straße gegangen.
Eurofighter: „Vertrag ist einzuhalten“
Beim zweiten
großen Streitthema, den Eurofightern, betonte Fischer bloß, dass der Vertrag
einzuhalten sei. Auch wenn man Veränderungen oder einen Ausstieg vornehmen,
müsse das auf Basis der bestehenden Rechtslage passieren, erklärte der
Präsident.
Kein Problem hat Fischer damit, dass mit Norbert Darabos ein ehemaliger Zivildiener die Aufgabe des Verteidigungsministers übernommen hat. Der neue Ressortchef habe ihm in einem persönlichen Gespräch versichert, dass er sich durch seine Vergangenheit in keiner Weise beeinträchtigt fühle, alle Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Zudem sei Darabos' Antrittsrede "absolut in Ordnung" gewesen, befand der Oberbefehlshaber des Bundesheers.
„Sehr gute Karten“ für Ortstafelfrage
Zuversichtlich
ist der Präsident, was die Lösung der Ortstafel-Frage angeht. Er könne zwar
kein Garantieversprechen zu 100 Prozent geben, er sehe aber "sehr gute
Karten". Bezüglich einer in Kärnten angedachten Ministeranklage gegen
Landeshauptmann Jörg Haider (B) in diesem Zusammenhang äußerte sich Fischer
nur aus rechtlicher Sicht - und das eher skeptisch. Kritisch betrachtete der
Präsident Aussagen von Landeshauptmann-Vize Gerhard Dörfler, der den
Rechtsstaat gegen das "gesunde Volksempfinden" ausgespielt hatte. Dabei
verwies Fischer auf Aussagen von VfGH-Präsident Karl Korinek, der dazu
gemeint hatte: "Wer den Rechtsstaat gegen das 'gesunde Volksempfinden'
ausspielt, hat 1945 verschlafen."
Positiv sieht Fischer die im Koalitionspakt vereinbarte Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre: "Das ist ein Schritt, der viel für sich hat." Allerdings sollte auch die Opposition eingebunden werden. Ein Gespräch dazu habe er, Fischer, schon mit dem Grünen Klubobmann Alexander Van der Bellen geführt und dabei gesehen, "dass zumindest Diskussionsbereitschaft besteht".
„Längere Verhandlungen hätten nichts geändert“
Außerdem
hat Fischer Vermutungen zurückgewiesen, wonach er durch den engen Zeitplan
bei den Koalitionsverhandlungen SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer taktischen
Spielraum genommen habe: "Bei noch zwei bis drei Wochen länger wäre das
Verhandlungsergebnis grundsätzlich kein anderes gewesen, nur die Ungeduld
der Bevölkerung wäre noch größer gewesen".