Fischer in der Eisdiele, Rosenkranz am Markt und Gehring alleine im Zoo: So sah der letzte Tag der drei Präsidentschaftskandidaten aus.
Der amtierende Bundespräsident Heinz Fischer und sein Wahlkampftross genossen den sonnigen Tag in Wien und haben sich einen Tag vor der Wahl noch unters Volk gemischt. Sie waren etwa im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten auf Stimmenfang.
Nach einer Einkaufstour durch den Viktor-Adler-Markt gab es Süßes im Traditionseissalon Tichy. Die Stimmung beim Marktbesuch bezeichnete Fischer als herzlich. "Grüß' Sie, Herr Präsident" und "Alles Gute" tönte es im Marktwirbel. Kaum vorbeigezogen meinte eine Standlerin allerdings auch: "Die sind nur im Wahlkampf da."
Fischer schießt in Richtung ÖVP
Hände schütteln,
Autogramme und dazwischen der Wochenendeinkauf mit seiner Ehefrau Margit
standen im Mittelpunkt. Begehrt waren auch die Polaroidfotos mit dem
Präsidenten. Eine ältere Dame stellte allerdings mit Blick auf das noch
leere Bild etwas enttäuscht fest: "Da sieht man ja gar nichts."
"Drei Minuten", riet Fischer zur Geduld.
Die zu erwartende niedrige Wahlbeteiligung Wahl am Sonntag sei sicher nicht mit seinem Wahlkampfengagement zu begründen, meinte Fischer vor Journalisten. Das liege daran, "zum Beispiel, dass eine große Partei nicht kandidiert und nichts zur Wahlbeteiligung beiträgt", so Fischer in Richtung ÖVP.
Nach einem Wahlkampftermin am Karmelitermarkt wird Fischer am Nachmittag den russischen Ministerpräsident Wladimir Putin treffen, der derzeit in Wien weilt.
"Heimspiel" in Stockerau
Auch die freiheitliche
Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz versuchte am letzten Tag
vor der Wahl letzte Stimmen zu gewinnen. Händeschütteln, Gespräche mit
Passanten, zur Stärkung ein Brot mit Bärlauchaufstrich am FPÖ-Stand: So sah
ihr Wahlkampfauftritt auf dem Wochenmarkt in Stockerau aus. Nach dem
(geografischen) - "Heimspiel" - die Landesrätin wohnt im Bezirk
Korneuburg - stand noch ein Besuch in Baden am Programm.
Rosenkranz kritisiert Medien
Ihr morgiges Abschneiden wollte
Rosenkranz nicht abschätzen. Sie habe natürlich mit einem harten Wahlkampf
gerechnet, das "Ausmaß an Niedertracht" mancher Medien habe
sie aber doch überrascht, verwies die FPÖ-Politikerin auf "Manipulationen"
von Aussagen. Die Stimmung bei den Menschen sei gut, meinte sie.
Mitten in dem geschäftigen Treiben - viele Leute kauften Obst und Gemüse, Blumen oder auch "Schnäppchen" wie Platz sparende Bügel für den Kleiderschrank - wurde es laut. Es handelte sich aber um keine Gegen-Demo - Marktschreier priesen ihre Waren an.
20 Karten für Gehring-Auftritt verkauft
Auf wenig Interesse
stieß der letzte Versuch von Kandidat Rudolf Gehring, Stimmen für sich zu
gewinnen. Er hatte zu einem Besuch des Tiergarten Schönbrunns eingeladen,
brachte allerdings kaum mehr als 20 Karten an. Ein Teil davon ging sogar an
die eigenen Enkelkinder, die mitgekommen waren, sowie an ein paar
Journalisten. Gehring, der auch von seiner Gattin begleitet wurde, gab sich
für den morgigen Wahlsonntag dennoch zuversichtlich.
Zumindest eine aus Indien stammende österreichische Familie zeigte sich vom christlichen Präsidentschaftskandidaten begeistert und will ihn morgen auch sicher wählen, wie der Familienvater auf Anfrage sagte. Zwei Zoobesucher lehnten Gehrings Kartenangebot ab, weil sie sich lieber eine Jahreskarte kauften. Nach der etwa 20-minütigen Karten-Verteilaktion vor dem Eingang begab sich Gehring auf Tierschau.