Wahl ohne Gewinner

Alle verlieren im Burgenland!

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Frust-Sonntag für alle Parteien im Burgenland: Die SPÖ verliert über 3 %, die ÖVP verliert mit 1,6 % weniger als erwartet, die FPÖ legt 3,3 % zu.

Ein „Frust-Achterl“ gab es gestern bei der Burgenland-Wahl für alle vier Parteien - denn alle vier verfehlten ihr Wahlziel.

  • Die SPÖ verfehlte mit 48,8 % der Stimmen die – in allen Umfragen erwarteten – 50 % für Landeskaiser Hans Niessl. Ihr Trost: Knapp 49 % sind ihr zweitbestes Ergebnis seit Jahren – und könnten in einer Zitterpartie nach Auszählung aller Wahlkartenstimmen bis Mittwoch für die erhofften 19 Mandate und damit die Absolute für Niessl reichen.

ÖVP verlor weit weniger als vermutet, SP verliert mehr

  • Die ÖVP fiel mit 34,3 % auf ihr historisch schlechtestes Ergebnis, verlor zum Desaster-Ergebnis von 2005 noch einmal 2 %, darf sich aber trösten, dass ihr Umfragen ein Minus von 6 % vorausgesagt haben – die Niederlage somit erträglich blieb.
  • Die FPÖ legte als einzige Partei im Burgenland zu, steigerte ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten (5,8 % im Jahr 2005) aber nur um 3,2 % auf 9,0 %. Von der erhofften Verdoppelung, und damit über 10 %, keine Spur.
  • Sogar die Grünen fuhren mit peinlichen 4,0 % auf niedrigstem Niveau ein Minus von 1,2 % ein.

FPÖ bleibt unter 10 % – Grüne erleiden ein Debakel
Der Wählerfrust zeigte sich schon in der Wahl-Beteiligung: Minus 7 % gegenüber 2005 – der Wählerstreik dürfte vor allem der SPÖ Stimmen gekostet haben.

Vor allem in den größeren Gemeinden des Burgenlands blieben die SPÖ-Wähler zu Hause: Die SPÖ verlor in Jennersdorf (wo nur 63 % zur Wahl gingen) fast 8 %, in Güssing 7 %, in Hornstein 7 %. Die erste Analyse zeigt: Überall, wo die Wahlbeteiligung deutlich unter 70 % lag, hat die SPÖ hohe Verluste.

"SPÖ hat bei Mobilisierung versagt"
Die ÖVP dagegen mobilisierte ihre Stammwähler überraschend gut: Vor allem im Süden, wo der ÖVP dank Fekters Eberau-Chaos ein Debakel vorausgesagt wurde, kam die Partei mit Mini-Verlusten davon. Im Bezirk Güssing, wo Eberau liegt, gab es nur 1,2 % minus.

Ein Insider: „Die schlechten Umfragen haben die VP-Funktionäre mobilisiert, alle Stammwähler an die Wahlurne zu bringen. Die SPÖ hat bei der Mobilisierung diesmal versagt.“

Die FPÖ holte zwar zum Teil sensationelle Zugewinne – in Eberau plus 10 %, in Jennersdorf plus 13 % – war aber organisatorisch viel zu schwach, um insgesamt die 10-%-Hürde zu knacken. Die Grünen erlebten ein Debakel, müssen mit 4 % bis Mittwoch um den Einzug in den Landtag zittern.

Sensationell nur jene Gruppe, die nichts mit traditionellen Parteien zu tun hat: Die „Liste Burgenland“ holte auf Anhieb 4 % – und zieht wohl in den Landtag ein.

Thriller um die rote Mehrheit

Nur eine Stunde nachdem das letzte Wahllokal geschlossen hatte, erklärte Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl gegenüber ÖSTERREICH: „Fix ist, dass wir in der Landesregierung die absolute Mehrheit haben. Im Landtag werden wir bis Mittwoch warten müssen, ob sich das 19. Mandat ausgeht. Ich hoffe stark darauf.“

Kein Wunder, dass Niessl und die Konkurrenz zittern: Die SPÖ könnte mit dem 19. Mandat die absolute Mehrheit retten – und Niessl allein zum Landeshauptmann wiederwählen. Die FPÖ zittert um ihr viertes Mandat, das an die SPÖ wandern könnte. Und die Grünen mussten bis zu allerletzt um den Wiedereinzug in den Landtag bangen – 20.000 Wahlkarten-Wähler, also acht Prozent der Wahlberechtigten, können bis zum Auszählen der Stimmen am Mittwoch noch entscheidende Verschiebungen im Landtag bewirken.

Jetzt droht das Patt
Bleibt es freilich beim Mandatsstand, wie er sich Sonntagabend abzeichnete, wird es in der konstituierenden Landtagssitzung einen hochkarätigen Poker um die Macht geben. Dann hätte die SPÖ mit 18 Mandaten genauso viele Sitze wie die gesamte restliche Konkurrenz. „Fest steht, dass gegen die SPÖ kein Landeshauptmann gewählt werden kann“, erklärte Niessl prompt.

Sollte also kein einziger der Abgeordneten von ÖVP, FPÖ und Grünen im ersten Wahlgang für Niessl stimmen (oder sich enthalten), würde die SPÖ im zweiten Wahlgang, bei dem Franz Steindl von der ÖVP das Vorschlagsrecht hätte, einen anderen Landeshauptmann verhindern können.

Um dann wieder Niessl aufzustellen…

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