Der burgenländische Bischof Paul Iby hat sich für die Aufhebung des Pflichtzölibats, die Priesterweihe von Frauen sowie eine Beendigung der Diskriminierung von Homosexuellen ausgesprochen. Seine Amtskollegen schweigen noch.
Auf Anfrage hieß es vonseiten der Presseabteilungen der Bischöfe unisono "kein Kommentar". Man verweist auf eine "Kommunikationsvereinbarung", wonach man die Aussagen eines anderen Bischofs nicht kommentiere.
Es sei aber anzunehmen, dass beim Kongress der Pfarrgemeinderäte von 13. bis 15. Mai in Mariazell das Thema aufs Tapet kommt. Daran werden alle Bischöfe teilnehmen, möglicherweise könnte es dann auch eine Aussage der Bischöfe zu diesem Thema geben.
Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari will die Aussagen zwar ebenso nicht kommentieren, in einem im "Sonntagsblatt" veröffentlichten Interview sagt er aber, man brauche einen "Wettbewerb der kreativen Anstrengungen, um die sakramentale und missionarische Dimension der Kirche wieder allgemeiner verstehbar zu machen."
Kapellari: Laien-Verwaltung denkbar
Eine bunte Gruppe von zwölf
Personen - Priester, Laien unterschiedlichen Alters - könnte laut Kapellari
künftig als "Zentralgestirn" Projekte übernehmen und
Maßnahmen vorschlagen, die auch bald verwirklicht werden könnten. Ein Thema
dabei könnte die Übertragung der vollen Verantwortung bei Verwaltung und
wirtschaftlicher Führung in den Pfarrer an Laien sein, so Kapellari.
Vor der Ankündigung des "offenen diözesanen Gesprächs über bedrängende Probleme" für den Herbst hatte der Bischof steirische "Sonderwege bei der Kirchenreform" und konkret die Forderung nach einer Diözesansynode abgelehnt. Er habe "einige verbindliche Grenzen eingemahnt, die uns vor schweren Gleichgewichtsstörungen bewahren können", gleichzeitig aber auch gesagt, dass sich die Kirche weiterbewegen muss und dies auch tun werde.
Darabos sieht Schritt zu menschlicherer Kirche
"Bischof
Ibys mutige Vorschläge sind ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu
einer menschlicheren Kirche", kommentierte Verteidigungsminister
Norbert Darabos den Vorstoß.
Darabos sieht einen Diskussionsprozess begonnen, "der längst überfällig ist und auf den zahlreiche Gläubige schon lange warten". Ausdrücklich begrüßte er auch Ibys klare Worte zu Missbrauch in der katholischen Kirche.
Baldiger Kurswechsel aber unwahrscheinlich
Auch Laienorganisationen und die Pfarrerinitiative begrüßen die initiierte Zölibats-Diskussin. Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche", erklärte, es dürfte sich nun "doch offensichtlich ein Umdenken breitmachen".
Gleichzeitig zeigte er sich - wie auch Herbert Kohlmaier von der "Laieninitiative" - skeptisch, was die Umsetzung betrifft. Optimistischer ist Helmut Schüller von der Pfarrer-Initiative, es müssten sich nun die "gleichgesinnten Bischöfe" zusammentun, forderte er.
Hurka befürchtet, dass sich in Rom in mittelbarer Zukunft nicht all zu viel ändert. Denn der Vorstoß Ibys sei auch unter dem Aspekt zu sehen, dass der Bischof bereits sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat. Damit sei er nicht mehr der "strengen Rechenschaftspflicht" untergeordnet. "Offensichtlich so, dass der Vatikan die Bischöfe gesteuert hat. Ein Rücktritt ist eine der Möglichkeiten, aus dieser Steuerung herauszutreten", so Hurka.
Auch Kohlmaier sieht einen Zusammenhang mit dem Rücktrittsgesuch: "Ich habe Respekt vor Bischof Iby, aber es ist wieder dasselbe wie bei Theologieprofessoren: Wenn sie emeritiert sind, dann erst dürfen sie ihre eigenständigen Gedanken äußern - oder glauben, sie erst dann äußern zu dürfen."
Schüller: Gleichgesinnte Bischöfe müssen sich zusammentun
Optimistischer gab sich Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative: "Der Vatikan würde in dem Augenblick, in dem die Bischöfe wirklich aufzeigen, sehr rasch sehr klein sein." Die Autorität des Vatikans werde "vollkommen überschätzt", so Schüller.
"Das ganze absolutistische System, dass eine Art Schweigespirale aufbaut, würde rasch zusammenbrechen, wenn sich Bischöfe, die sich ihrer Basis verpflichtet fühlen, gemeinsam aufzeigen und schauen, dass in Rom Ordnung gemacht wird." Dort müsse eine "völlig abgehobene Kurie" eingefangen werden. Daher hoffe er, dass sich gleichgesinnte Bischöfe zusammentun, "damit Iby nicht im Regen stehen gelassen wird."