Die Landeshauptfrau spricht von einem "Finanzskandal". Das Geld floss u.a. nach Zypern.
"Ich schätze den Schaden, der den Osterfestspielen vor allem durch den entlassenen Geschäftsführer Michael Dewitte entstanden ist, auf eineinhalb Mio. Euro. Sollten sich alle der zurzeit nicht genau nachvollziehbaren Zahlungsflüsse als ungerechtfertigt erweisen, dann sogar auf mehr als zwei Millionen Euro". Das sagte Gabi Burgstaller (S), Salzburgs Landeshauptfrau und geschäftsführende Präsidentin des Festivals am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Geld auf anonymes Konto überwiesen
Burgstaller sprach
offiziell von "Finanzskandal", "Wirtschaftskriminalität", "Gier und
Selbstbedienung", dass einem "die Haare zu Berge" stehen. "So wie es
aussieht, hat Dewitte allein an Gehalt 654.000 Euro zu Unrecht bezogen. Dann
hat er sich nicht einmalig, sondern laufend fünf Prozent Provisionen von
Sponsorengeldern genehmigt. Das war vertraglich ausgeschlossen, und die
Geldgeber hatten Anspruch darauf, dass ihr Geld ausschließlich dem Festival
zukommt. Allein von Mäzen Donald Kahns Million sind 50.000 Euro an allen
Büchern vorbei auf Dewittes Privatkonto gelandet", erläuterte Burgstaller.
Als "besonders krasses Beispiel für ungerechtfertigte Provisionszahlungen" bezeichnete Burgstaller Dewittes Umgang mit 2,5 Mio. Euro, die der russische Sponsor Igor Vidyaev auf mehrere Jahre verteilt für die Jugendarbeit bereitgestellt hat. Da sind zwei Raten von je 400.000 Euro an die Osterfestspiele gegangen. Dann hat Klaus Kretschmer, ebenfalls fristlos entlassener Technik-Direktor der Salzburger Festspiele, für das European Art Forum, das zu dieser Zeit gar nicht existierte, eine Rechnung über 300.000 Euro an die Osterfestspiele geschrieben. Dieses Geld wurde auf ein anonymes Konto nach Nord-Zypern überwiesen. "Inhaber dieses Kontos ist die Firma Art&Culture Consulting, eine Briefkastenfirma in der Karibik mit nicht existierender Adresse in London", so Burgstaller, "die Staatsanwaltschaft wird viel Arbeit haben. Vor allem müssen die Gerichte die Details der Verflechtung Dewitte/Kretschmer klären."
Alward als neuer Geschäftsführer im Gespräch
Funktioniert
habe dieses "System der Selbstbedienung", weil die interne Kontrolle nicht
funktioniert habe. "Da gab es eine Anweisung von Dewitte, die
Steuerberaterin der Oster- und Sommerfestspiele, Brigitte Kalteis, hat
weitergeleitet, es gibt durchaus Hinweise auf 'Ruhigstellungs-Honorare', und
Anwalt Christoph Aigner hat alles unterschrieben. Und auch die externe
Kontrolle hat versagt. Zwei international tätige Wirtschaftskanzleien,
Deloitte beziehungsweise Ernst & Young, haben die Testate 'bedenkenlos'
ausgestellt. In diese Richtungen, also Dewitte, Kretschmer, die beiden
Wirtschaftskanzleien, Kalteis und Aigner gehen auch unsere
Schadensersatzforderungen", so Burgstaller. Für sie alle gilt die
Unschuldsvermutung.
Um Kriminalfälle wie diesen in Zukunft zu vermeiden, solle die bestehende "schlanke Struktur aus Karajans Zeiten" durch einen modernen Gesellschaftsvertrag ersetzt werden. "Die Subventionsgeber Stadt, Land, Tourismusfonds sowie die Karajan-Stiftung und die Berliner Philharmoniker werden Stimmrecht haben", so Burgstaller. Der neue Geschäftsführer soll schon früher namhaft gemacht werden, den Namen Peter Alward wollte die Landeshauptfrau nicht bestätigen, "das ist nur einer, mit dem geredet wird."
Verträge werden geprüft
Zudem ist geplant, die
Dienstverträge von Mitarbeitern der Osterfestspiele und der Sommerfestspiele
zu durchforsten und jegliche Überscheidungen zu beseitigen. "Die
Osterfestspiele vergeben einen offiziellen Auftrag etwa für ein Bühnenbild
an die Festspiele. Diese bauen eine Bühne und stellen die Rechnung. Kein
Mitarbeiter der Sommerfestspiele darf zugleich als Person für die
Osterfestspiele arbeiten", so die Landeshauptfrau und geschäftsführende
Präsidentin der Osterfestspiele, Gabi Burgstaller.
Beschlossen wurden heute noch weitere Prüfungen der Osterfestspiele: Der Gemeinderat der Landeshauptstadt beauftragte das Kontrollamt mit einer Untersuchung, und auch der Landtag wird vermutlich heute dem Landesrechnungshof einen Prüfungsauftrag erteilen.