Der Alt-Vizekanzler sieht die Volkspartei in fünf Jahren unter die 20%-Marke fallen, wenn keine neuen Inhalte und Köpfe kommen.
Der frühere ÖVP-Vizekanzler Erhard Busek fordert eine Neugründung der Volkspartei. "Sie ist keine christlich-soziale Partei mehr, sie ist aber auch keine neoliberale Partei. Momentan ist nicht klar, wofür die ÖVP steht", sagt Busek im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten". Die Art der Organisation - die Bündestruktur - stimme nicht mehr. Skeptisch ist Busek auch, ob die Große Koalition die anstehenden Probleme lösen kann.
"In 5 Jahren unter 20 %"
Die ÖVP habe eine Reihe von
politischen und gesellschaftlichen Veränderungen nicht richtig verstanden
und verarbeitet, findet Busek. So habe die Partei etwa "die Sprache für die
Jungen" nicht gefunden. Wenn kein Gegensteuern erfolge, sehe er die
Volkspartei in fünf Jahren "bei unter 20 Prozent", so Busek.
Genau das hatte schon am Sonntag Ex-EU-Kommissar Franz Fischler gemeint - mit seiner Befürchtung, die Volkspartei sei am Weg zu Kleinpartei .
"Neue Frontleute fehlen"
Für einen Neustart brauche die
ÖVP "eine personelle Erneuerung in der breiteren Kategorie", glaubt der
ehemalige Vizekanzler. Das Personal dafür habe sie aber nicht, weder auf
Bundes- noch auf Landesebene. "Da brauchen sich die Landesparteien überhaupt
nicht einzubilden, dass sie auch nur um irgendetwas attraktiver wären als
die Bundespartei", so der ehemalige ÖVP-Chef.
"Keine Problemlöser"
Auf die Frage, ob der
designierte ÖVP-Obmann Josef Pröll gegen sein SPÖ-Pendant Werner Faymann
bestehen könne, antwortete Busek mit: "An sich Ja". Er sei sich nur nicht
sicher, ob Faymann und Pröll miteinander die bestehenden Probleme bewältigen
könnten. "Ich wundere mich, dass es auf beiden Seiten keine prinzipielle
Äußerung zu Inhalten der heutigen Politik gegeben hat", sagte Busek. Er habe
nicht den Eindruck, dass die Themen, die bisher erörtert wurden, wirklich
die Themen sind, "die uns heute beschäftigen müssen".