EU-Wahlen

BZÖ-Überraschungskandidaten kennt keiner

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Der Banker Thun-Hohenstein und der Diplomat Thelen sollen ein Angebot an enttäuschte Wähler sein.

Das BZÖ hat am Donnerstagvormittag die angekündigten "Überraschungskandidaten" für die EU-Wahl am 7. Juni präsentiert. Die eigentliche Überraschung war, dass die Vorgestellten niemand auf Anhieb kannte. Auf Listenplatz drei hinter Spitzenkandidat Ewald Stadler und Jörg Freunschlag aus Kärnten kandidiert der Banker Matthäus Thun-Hohenstein, ein "Erzschwarzer", wie er selbst erklärte. An vierter Stelle tritt Martin Thelen, der in der österreichischen Botschaft in Pakistan tätig ist, an.

Wunschziel ist 1 Mandat
Ziel sei es, am 7. Juni "aus dem Stand weg" ein Mandat zu erreichen, so Stadler. Er rechnet mit einem spannenden Wahlkampf und wartet auf die Reaktion der ÖVP, was die Kandidatur des VP-Mitglieds Thun-Hohensteins betrifft.

"Angebot an enttäuschte Wähler"
Das BZÖ möchte mit den Kandidaten ein Angebot an jene Wähler machen, die "frustriert und enttäuscht" sind, hat der Listenerste, Ewald Stadler, erklärt. "Frühere ÖVP- und FPÖ-Wähler sind bei uns gut aufgehoben", verwies Stadler auf Matthäus Thun-Hohenstein und Martin Thelen.

"Diktatorischer Moloch"
Thun-Hohenstein ließ mit markigen Sprüchen aufhorchen. So ist der Listendritte etwa der Meinung, die EU werde zu einem "Moloch", der "diktatorische Ausmaße" annimmt. Der Banker - er war unter anderem für die Volksbank sowie international tätig - bezeichnete sich selbst als "glühenden Europäer und Erzschwarzen", der sich nie eine andere Wahl, geschweige denn Kandidatur für eine andere Partei hätte vorstellen können. "In Europa hat sie (die ÖVP) aber das Recht verwirkt, gewählt zu werden", betonte er.

"Noch ÖVP-Mitglied"
Thun-Hohenstein holte zu einem wortgewaltigen Rundumschlag gegen die EU aus. Etwa ortete er im geplanten EU-Haftbefehl ein "Terrorinstrument gegen die Bürger". Der Katholik befürchtete zudem, dass sich Europa vom Christentum wegentwickelt. Thun-Hohenstein ist noch ÖVP-Mitglied. Seitens des BZÖ habe man keinen Druck gemacht, das auch zu ändern, betonte Stadler. Im Gegenteil, der Bündnis-Spitzenkandidat zeigte sich bereits interessiert an einer Reaktion der Volkspartei und erwartet generell einen spannenden Wahlkampf.

"Weg vom Hurra-Europa"
Thelen ist erster Botschaftssekretär in Pakistan und kandidiert an vierter Stelle für das BZÖ. Als "kritischer Europäer" möchte er sich dafür einsetzen, dass österreichische Interessen stärker in Europa wahrgenommen werden: "Wir sollten laut und deutlich sagen, was wir wollen. Die EU-Wahlen sind eine Chance, unserer Stimme Gehör zu verschaffen". Der ehemalige Kärntner Landtagspräsident Jörg Freunschlag, Listenzweiter, ortet eine resignative Situation: "Europa erlebt einen Stillstand". Er möchte "weg vom Hurra-Europa, hin zu einer ehrlichen Informationspolitik".

Erste Frau auf Platz 8
Die erste Kandidatin des BZÖ findet sich mit der Unternehmerin Claudia Tobias aus Niederösterreich erst auf dem achten Listenplatz. Stadler räumte ein, dass das "weit hinten" ist. Die Suche nach interessierten Frauen sei allerdings schwierig gewesen. "Jede engagierte Frau ist herzlich willkommen", betonte er.

ORF-Sonnleitner abgesagt
Stadler bestätigte auch das Gerücht, wonach der ehemalige ORF-Wirtschaftsjournalist Walter Sonnleitner für das BZÖ ins Rennen geschickt werden sollte: "Ich bin seit Jahren in gutem Kontakt zu ihm. Er strebt aber nicht unbedingt eine politische Tätigkeit an, sondern eine unternehmerische." Die Liste des Bündnisses heißt zwecks Unverwechselbarkeit übrigens "BZÖ. Liste Ewald Stadler". Der Spitzenkandidat rechnet fix mit dem Einzug ins Europaparlament.

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