Rechtsaußenfraktion bestellte 228 Flaschen Champagner. Die FPÖ beschuldigt einen Partner.
Ein Vorfall in der EU-Rechtsaußenfraktion ENF (Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit), der die FPÖ angehört, sorgt für Aufregung. Laut einem Bericht des Haushaltskontrollausschusses des Europaparlaments soll sich die Fraktion 228 Flaschen Champagner für 41 Sitzungen 2016 gegönnt haben. FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky bestritt am Donnerstag jegliche Beteiligung der Freiheitlichen.
"Ich trinke keinen Champagner"
Die Bestellungen seien von "den Franzosen", der Front National von Marine Le Pen, erfolgt, sagte der Vizechef der ENF-Fraktion auf Anfrage der APA. Dabei sei der Champagner für die Franzosen ähnlich gebräuchlich wie für Österreicher der grüne Veltliner. Der freiheitliche Delegationsleiter zitierte eine Klarstellung seiner Fraktion, wonach die FPÖ von diesen Ausgaben weder betroffen noch daran beteiligt war. "Nicht eine Flasche" habe die FPÖ bestellt, versicherte Vilimsky. "Ich trinke keinen Champagner. Ich mag ihn vom Geschmack her nicht."
Vilimsky: "Die Kritik ist gerechtfertigt. Es wurden Konsequenzen gezogen." Von dem damaligen verantwortlichen Generalsekretär der ENF, Ludovic de Danne, habe sich die Fraktion mittlerweile getrennt.
Kritik der SPÖ
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher hatte zuvor Inhalte des Berichts öffentlich gemacht und verlangt, FPÖ-Generalsekretär Vilimsky müsse die Vorwürfe um Geldverschwendung bei der ENF-Fraktion aufklären oder umgehend zurücktreten. "Mir war immer schon klar, dass die FPÖ ihren Wählern Wasser predigt und selbst Champagner trinkt. Aber gleich so viel? Das sind ja unfassbare 6 Flaschen Champagner pro Sitzung", empörte sich Lercher über das "Champagnergelage auf Steuerzahlerkosten".
Insgesamt mehr als 420.000 Euro aus den Abrechnungen der ENF würden von den Rechnungsprüfern beanstandet, so Lercher. "Wenn sich das bestätigt, ist der FPÖ-Generalsekretär und stellvertretende ENF-Fraktionsvorsitzende Harald Vilimsky rücktrittsreif und auch bei seiner Co-Generalsekretärin und ehemaligen persönlichen Assistentin Marlene Svazek stellt sich die Frage, wie viel sie von diesen Vorgängen mitbekommen hat."
Der ENF gehören neben Front National und FPÖ auch die italienische Lega, die niederländische Freiheitspartei (PVV), der belgische Vlaams Belang und die polnische Nowa Prawica an.