Sperre tritt in Kraft

Chaos auch nach Aufnahme-Stopp

05.08.2015

Das Personal kommt mit dem Verteilen kaum nach.

Zur Vollversion des Artikels
© Tz Oe, Artner
Zur Vollversion des Artikels

Traiskirchen. „We are not allowed to be in the camp“ – „Es ist uns nicht erlaubt, im Lager zu sein“, klagt Farshad Zaheri (30) aus dem Iran gegenüber ÖSTERREICH.

Es ist Mittwochmittag, die Sonne knallt vom Himmel und Zaheri steht mit zwei Freunden vor dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen – seiner ersten Anlaufstelle in Österreich. Seit Mitternacht ist hier der Aufnahmestopp von Innenministerium und Land Niederösterreich in Kraft, zuletzt beherbergte das Asylzentrum 4.000 Flüchtlinge, 1.500 davon waren obdachlos. „Die Erstuntersuchung und erste Verfahrensschritte werden weiterhin durchgeführt, neue Flüchtlinge werden aber nicht mehr in die Versorgung übernommen“, heißt es dazu aus dem Innenministerium.

Asylwerber: »Wollen nicht abgeschoben werden«

Zaheri und seine Freunde sind, wie viele andere Flüchtlinge, die Leidtragenden einer schier unendlichen Asylmisere. „Dieser Aufnahmestopp ist sehr schlecht für uns, wir wollen nicht abgeschoben werden. Ich habe Angst, nach Ungarn zu kommen“, sagen Zaheri und seine Freunde. Ein paar Meter weiter steht Ali (17) aus Afghanistan, der 4.000 Euro für die Fahrt nach Österreich zahlte: „Ich glaube nicht, dass der Aufnahmestopp an der Lage etwas ändert. Es ist nach wie vor überfüllt und die hygienischen Zustände sind schrecklich.“

Mikl-Leitner: Traglufthallen für Flüchtlinge in Ländern

Mehr als 30 Frauen treffen sich gerade zu einer Solidaritätsaktion für weibliche Flüchtlinge und verteilen Hilfsgüter. Die Männer, die sich sofort sammeln, werden weggedrängt. Gut zwei Dutzend Polizisten sichern die Lage, es bleibt ruhig. Irritierend: Nur vereinzelt verlassen Busse mit Flüchtlingen das Asylzen­trum, die Übernahme durch die Länder dürfte weiterhin schleppend sein. Wöchentlich stellen 1.600 neue Flüchtlinge Asyl, dem stehen 1.100 neue Überbrückungsquartiere durch den Bund gegenüber (siehe rechts).

Im Hintergrund tobt der politische Streit: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) empfahl den Ländern Traglufthallen als Asylquartiere. Wie schlimm es um Traiskirchen steht, will heute Amnesty International bei einem Kontrollgang aufdecken.(prj, lae, aha)

VIDEO: Aufnahmestopp in Traiskirchen

Zur Vollversion des Artikels