1,9 Millionen Pfizer-Dosen, kein Moderna bestellt. Zu wenig Termine und kaum Informationen. Jede Menge Fakenews. Deshalb könnte die Corona-Booster-Kampagne schief gehen
Das nationale Impfgremium bemüht sich. Auch andere Mediziner rufen auf sich impfen zu lassen. Aber eine wirkliche Aufklärungskampagne zur Covid-Auffrischungsimpfung gibt es nicht.
Wer sollte sich also impfen lassen?
Prinzipiell können sich alle über 12 Jahren in Österreich - gratis - den Booster abholen. Minndestens sechs Monate nach letzter Immunisierung durch Impfung oder Krankheit sollen vergangenen sein. Für alle ist nur noch ein einziger Stich nötig. In den USA ist die Impfung für alle ab sechs Jahren empfohlen. In Deutschland wird sie nur Risikogruppen und über 60-Jährigen angeraten.
In Österreich raten Expertinnen wie Monika Redlberger-Fritz allen Risikogruppen und über 60-Jährigen sich "dringend" immunisieren zu lassen bevor die bereits ansteigende Herbstwelle noch größer werde. Der adaptierte Impfstoff hilft auch bei derzeit kursierenden Varianten gegen schwere Verläufen. In den ersten acht bis 16 Wochen "auch gegen Ansteckungen", sagt Redlberger-Fritz oe24.
Darum sollten sich Risikogruppen impfen lassen
Zudem warnt Komplexitätsforscher Peter Klimek im oe24-Talk, hätten neue Varianten in Großbritannien gezeigt, dass diese bei Risikogruppen wieder schwere Verläufe auslösen würden. Hier helfe die Impfung vor Hospitalisierungen.
Ähnliches wird in den USA und Israel beobachtet. Doch wie läuft die Booster-Kampagne in Österreich?
Im Moment übernehmen im Großen und Ganzen - dank Experten - Medien wie oe24 und andere de facto die Aufklärungsarbeit. Die Politik schweigt. Auch der an sich dafür zuständige Gesundheitsminister Johannes Rauch traut sich derzeit offensichtlich aufgrund der politischen Polarisierung rund um die Impfung nicht die Auffrischungskampagne offensiv zu spielen.
Insgesamt hat das Ministerium 1,9 Millionen Dosen bestellt - was bereits signalisiert, dass man nicht mit einem Run rechnet. Die erste Tranche - 600.000 des Pfizer-Vakzins sind bereits in Österreich. Ursprünglich hätte die Immunisierung bereits starten sollen. das läuft allerdings schleppend an. Die ersten 100 Termine im TownTown der Gesundheitskasse Wien waren zwar sofort vergriffen. All zu viele Hausärzte dürften den Impfstoff jedenfalls noch nicht abrufen. Die Abwicklung läft via Krankenkasse und Ärztekammer.
Warum zögern Ärzte? Das liegt freilich auch daran, dass sie offenbar - in manchen Bundesländern wie Oberösterreich ist das stärker ausgeprägt als etwa in Wien - fürchten auf Impfstoff-Dosen sitzen zu bleiben. Wie in dieser Kolumne bereits berichtet, kann man Pfizer-Fläschchen nur in Sechser-Dosen erhalten. Und diese sechs Immunisierungen muss man an einem Tag auch wirklich verimpfen, da der Impfstoff sonst nicht mehr brauchbar wäre.
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Impfung
Aus Angst vor Fakenews kein Moderna?
Daher boostern die USA, aber auch Israel - der Staat hatte 2020/21 dier erste Impfkampagne fast ausschließlich und in Rekordzeit mit Pfizer gemacht - auch mit Moderna. Zum einen gilt der Impfstoff als sehr wirksam, zum anderen hat Moderna auf die Wünsche der Ärzte reagiert und liefert nun auch Einzeldosen aus. In Israel wird die Impfstofflieferung jetzt erwartet. Das dortige Gesundheitsministerium rät sich noch Ende September/Anfang Oktober damit auch immunisieren zu lassen.
In Österreich dürfte Rauch darauf verzichten Moderna zu kaufen. Hier setzt man neben der mRNA-Impfung von Pfizer auch auf den Proteinimpfstoff von Novavax. Von diesem wurden eine Million Dosen bestellt. Auch dieser Impfstoffhersteller hat noch keine Zulassung - wie Moderna - seitens der Europäischen Gesundheitsbehörde. Warum dann Moderna nicht bestellt wird? Offenbar aus Angst vor Fakenews, die die mRNA-Vakzine seit Anfang an begleiten und auch jetzt weiter durch die unendlichen Weiten des Internets schwirren. Ob das angesichts der heiklen Personallage - es fehlen Ärzte und Pfleger in Spitälern - klug ist, ist eine andere Frage ...
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