Gesundheitsminister Rauch schiebt die Schuld am Mangel an Paxlovid der Ärzte- und Apothekerkammer zu. Und sucht jetzt 20.000 fehlende Packungen Paxlovid. Er hätte nur oe24 lesen müssen. Zudem wurde wohl bewusst nicht nachbestellt. Die Hintergründe
Immer mehr an Corona erkrankte Risiko-Patienten melden sich mittlerweile bei oe24. Der Tenor: Trotz Rezeptes finden sie keine Apotheke in der es Paxlovid gibt. Fakt ist, dass zu wenig von dem oft lebensrettenden Anti-Covid Medikament bestellt wurde und sich jetzt mehrere Gruppen den schwarzen Peter zuschieben.
Rauch sprach von 70.000 Paxlovid-Packungen und sucht nun 20.000
Die "Neuverteilung der vorhandenen Vorräte an Paxlovid" laufe gerade, twitterte am Dienstag Gesundheitsminister Johannes Rauch. Er erwarte sich in den kommenden zwei Wochen "neue Lieferungen des Herstellers", so der Grüne. Und Rauch schießt einmal mehr gegen Apotheken und Co: "Wir bekommen seit zwei Wochen immer wieder unterschiedliche Schätzungen über den aktuellen Bestand in den Apotheken", behauptet er. Und verlangt "Aufklärung über den Verbleib von mindestens 20.000 Packungen Paxlovid".
oe24 hatte bereits am 1. Dezember von 50.000 Paxlovid-Packungen berichtet
Dabei hätte sich der dafür zuständige Minister nur rechtzeitig erkundigen müssen. Oder einfach oe24 lesen sollen. Wir berichteten bereits am 1. Dezember, dass oe24-Recherchen ergeben hätten, dass es Ende November nur noch 50.000 Packungen von Paxlovid geben würde. Wieso Rauch dann mehrere Tage danach von 70.000 Packungen redete, ist das wirkliche Rätsel, dem er nachgehen sollte.
2 Millionen Risikopatienten, nur 180.000 Packungen bestellt
Aber wie kam es überhaupt zu diesem Mangel? Österreich erlebt gerade - darin sind sich die Experten einig - die bislang größte Corona-Infektionswelle bislang. Grundsätzlich ist die Situation für die meisten - da es viele bereits durch Erkrankung oder Impfung Kontakt mit dem Virus hatten - nicht mehr bedrohlich. Aber: Viele heißt nicht alle. In Österreich gehören rund 2 Millionen Menschen der Risikogruppe an. Sie sollten neu geimpft sein und im Falle einer Ansteckung Paxlovid nehmen.
Das Gesundheitsministerium ist bis Ende des Jahres für den Kauf des Medikaments zuständig. Rauch bestellte aber nur 180.000 Packungen - das heißt, es gab nicht einmal eine Abdeckung für zehn Prozent der Risikogruppe.
Deshalb wurde nicht genügend Paxlovid bestellt
Da nicht nur Risikogruppen Paxlovid nahmen und zudem auch Touristen mitunter Packungen benötigten, verschärfte sich das Problem. Ein Experte hatte oe24 bereits im Oktober gesagt, dass insgesamt nicht ausreichend von dem Medikament bestellt worden sei. Zum einen müssen Spitäler Paxlovid vorrätig haben - auch in Krankenhäusern stecken sich derzeit Patienten an - zum anderen war klar, dass in der kälteren Jahreszeit die Ansteckungsraten stark steigen würden.
Warnungen von Experten nicht gehört
Via oe24.TV hatten etwa die Virologin Monika Redlberger-Fritz, der Intensivmediziner Arshang Valipour oder der Public Health-Experte Hans Peter Hutter seit Anfang September vor einer starken Corona-Welle gewarnt. Während gleichzeitig die adaptierten Corona-Impfstoffe nicht beworben wurden.
Im Gesundheitsministerium gab es durchaus schon früher - berichten Insider oe24 - Debatten über Paxlovid. Ein Teil wollte "nicht zu viel Paxlovid lagernd haben, weil die Nachfrage gering" sei. Ein anderer Teil wollte "nicht den psychologischen Effekt provozieren, dass Risikopatienten glauben, sie können sich ruhig anstecken, weil es ja Paxlovid geben" würde. Und die dritte Gruppe wollte "Kosten sparen". Eine Packung kostet rund 500 Euro, die bis 31. Dezember 2023 das Gesundheitsministerium tragen muss. Ab 2024 soll die Gesundheitskasse für den Ankauf zuständig sein.
Der Verdacht: Das Gesundheitsministerium wollte die Kosten an die ÖGK abschieben. Wie auch immer. Der Mangel ist jetzt virulent. Das Gesundheitsminsterium musste jetzt nachbestellen. Und manche, die es dringend brauchen, erhalten das Medikament nicht rechtzeitig während der dafür zuständige Minister die Verantwortung nur allen anderen zuschiebt. Das Gegenteil von verantwortungsvoller Politik eben.