Gesundheitsminister im "ÖSTERREICH"-Interview

Rauch: ''Maskenpflicht in Öffis oder Supermarkt''

30.07.2022

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im ÖSTERREICH-Interview zu Corona, Quarantäne-Aus und Verkehrsbeschränkungen.

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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ÖSTERREICH: Der schreckliche Fall um den Tod von Dr. Kellermayr bestürzt viele. ­Hätte man hier von staatlicher Seite etwas besser ­machen können?

Johannes Rauch: Die Nachricht über den Tod von Dr. Kellermayr bestürzt mich zutiefst. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Für mich ist das ein Moment, um innezuhalten und nicht, um Schuldige zu suchen.

ÖSTERREICH: Zurück zur aktuellen Debatte um die Corona-Maßnahmen: Mit August fällt nun die Quarantäne, warum gerade jetzt?

Rauch: Weil wir eine völlig andere Situation haben als noch vor zwei Jahren: Mit Impfung und Medikamenten haben wir zwei probate Mittel im Kampf gegen die Pandemie zur Verfügung. Die derzeit dominante Variante führt auch zu deutlich leichteren Verläufen. In anderen EU-Staaten haben wir schon gesehen, dass mit dem Quarantäne-Aus ­keine Veränderung der Spitalsbelegung feststellbar war.

ÖSTERREICH: Viele Experten sind durch das Quarantäne-Aus alarmiert, warnen vor einem Lockdown im November. Wie greift da Ihr Varianten-Management-Plan?

Rauch: Er bildet unterschiedliche Szenarien je nach Virusvariante ab. Wenn es bei der aktuellen Variante bleibt, wird die Entwicklung hoffentlich bewältigbar sein. Was ich natürlich nicht ausschließen kann, ist eine Maskenpflicht in der einen oder anderen Form, wenn im Herbst die Menschen vermehrt drinnen sind.

ÖSTERREICH: Wo könnte das sein?

Rauch: Es ist absehbar in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch im Einzelhandel, aber das wird man sich noch genau anschauen müssen.

ÖSTERREICH: Was würden Sie Risikogruppen sagen, die sich vor Infizierten am Nebentisch im Gastgarten fürchten?

Rauch: Das brauchen sie nicht, weil die Realität wird sein, dass niemand in den Gastgarten geht, weil er sie auch zum Essen nicht absetzen dürfte. Das ist eine theoretische Debatte.

ÖSTERREICH: Sollen Risikogruppen also einfach zu Hause bleiben?

Rauch: Nein. Es braucht niemand Angst zu haben. Wir haben gelernt, in bestimmten Settings eine Maske zu tragen. Ich appelliere da an die Vernunft und den Hausverstand.

ÖSTERREICH: Für die Verkehrsbeschränkungen sind keine Kontrollen geplant? Geht das überhaupt mit dem Legalitätsprinzip zusammen? Gesetze müssen doch vollzogen, also auch kontrolliert werden….

Rauch: Selbstverständlich. Bisher konnten wir die Quarantäne auch nur stichprobenartig kontrollieren. Und wenn wir jetzt Kenntnis von massenhafter Nichteinhaltung erlangen, würden wir natürlich auch tätig werden.

ÖSTERREICH: Was passiert jetzt in den Klassen zum Schulbeginn?

Rauch: Minister Polaschek wird es übernehmen, die Information an die Schulen weiterzugeben. Wir werden uns auch im August treffen und dann genaue Regelungen für den Schulbeginn treffen. Für Lehrpersonal gilt dasselbe wie für Pflegepersonal. Das ist exakt dieselbe Regelung.

ÖSTERREICH: Sie werfen Wien vor, Spitalsdaten-Einmeldungen zu blockieren. Was ist passiert?

Rauch: Es gibt eine klare Verordnung seit Mai, die Daten einzumelden. Wien weigert sich als einziges Bundesland. Ihre Datenschutz-Bedenken haben wir komplett ausgeräumt, ich kann mir das nicht erklären.

ÖSTERREICH: Wie blicken Sie denn selbst in den Herbst?

Rauch: Vorsichtig, nicht ängstlich. Wir tun jetzt nicht so, als könnte nicht die eine oder andere Variante eintreten, aber wir sind vorbereitet und wissen sehr wohl, was in welchem Fall zu tun ist. 

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